Propaganda im Kinderzimmer

Dass die heutigen Teenager fast ausschließlich mit Schuleschwänzen, Alkopops und Schwangerschaften (in genau dieser Reihenfolge) beschäftigt sind und auch sont nichts Gutes im Schilde führen, ist ja an sich nichts Neues.

Dass aber jetzt schon zarte, unschuldige Kindergartenkinder mit einer Bilderbuchreihe namens "Frag doch mal…" eiskalt an Killerspiele herangeführt werden sollen… schockierend! Von der Leyen, übernehmen Sie!

Cojones

"March Madness" hat nichts mit der statistischen Spitze der Verschlimmerung psychischer Erkrankungen im Frühjahr zu tun, sondern bezeichnet üblicherweise die Endrunde des US-College-Basketballs. Irrsinn trifft es ganz gut – sogar der mächtigste Mann der Welt nimmt sich fünf Minuten Zeit, um öffentlich seine Tipps abzugeben und besteht darauf, trotz NATO-Gipfel und Zeitverschiebung ein paarmal einschalten zu wollen: "Air Force One does have DirecTV…" (Präsidententipp sind übrigens die Tar Heels).

Auf die Idee, die March Madness als perfekten Zeitpunkt für eine Vasektomie zu verkaufen, muss man allerdings erstmal kommen:

Schedule your vasectomy for one of the prime 24 slots during the first days of the tournament! You get a recovery kit – and most importantly – a doctor’s note stating you need to sit on the couch and watch basketball! (Oregon Urology Institute)

(In den USA ist diese ambulante OP übrigens viel, viel verbreiteter als in Europa. Aber wenn die europäischen Urologen erstmal draufkommen, ihre Dienste kurz vor der Fußball-WM anzubieten…)

(Bild: Wikimedia Commons)

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Kinderlächeln

Lieber Leser, sind Sie Kinderzahnarzt? Haben Sie ihr großes Privatvermögen auf Zahnstein und Tränen kleiner Engel gebaut, und erfüllt Sie das Schrillen des Bohrers genauso mit Freude wie das markerschütternde "Mamiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii" ihrer Patienten? Was können Sie tun zur Perfektionierung ihres Geschäfts? Nein, nennen Sie ihre Praxis nich "Kinderlächeln" – darauf fällt niemand rein – investieren Sie stattdessen 200 Euro und stellen sie Kota, den Triceratops in ihr Wartezimmer. Es wird nie wieder leer sein.

Warum glaubt man eigentlich, Werbesongs immer mit Kindergeschrei beschallen zu müssen, das nur jeden dritten Ton trifft, und zwar krächzend und schnarrend? Bringt das irgendwie Street Cred? Hier ein saisonal passendes Gegenmittel (nur mit Widerwillen zeige ich hier Cambridge-Burschen, aber sie sind halt gut).

 

Für die Sportler unter meinen Lesern

Immer wenn ich an einem Fitnessstudio vorbeikomme, tun mir die armen Menschen leid, die dort hinter Glas auf tretmühlenartigen Geräten laufen und doch keinen Meter vorankommen. Bewegung an sich ist ja schon unschön – aber dann auch noch statt frischer Luft die Ausdünstungen anderer sich Quälender einatmen und statt Vogelgezwitscher und Hundegebell MTV-Geplärr und Börsenticker? Nein danke… Gottseidank haben nun amerikanische Ingenieure eine elegante Lösung für dieses vertrackte Problem gefunden. Seht selbst:

Rot, Rotweiß, und ein Jubiläum

Bei der Rückunft* musste Cohu ja doch bemerken, dass sich einiges geändert hat in Bayern:

Erstens: Die SPD hat – endlich einmal  seit Jahrzehnten – ihr Wahlziel erreicht, sagt zumindest der geborene Leader, der dieser Truppe voransteht, dieser Machtmensch, dem die natürliche Autorität, der mitreissende Winner-Instinkt, das widerstandslose Führen der Massen aus jeder Pore tropft! Das alles auch mit Hilfe von Cohu, die auch diesmal wieder alles für die Sozialdemokratie getan hat (außer sie zu wählen natürlich, aber darauf ist die Bayern-SPD ja dank des Vollblutstrategen an ihrer Spitze auch nicht mehr angewiesen).
Zweitens: Der FCB braucht die Unterstützung seiner Fans ausnahmsweise mal. Cohus Vorschlag: sofortiger Trainerwechsel. Ich weiß, viel zu früh, werden die Experten sagen, aber überlegt mal: mit einem Franz Maget an der Spitze des FCB könnte man die momentanen Ergebnisse als vollen Erfolg verkaufen. Oder aber mit Erwin Huber – für diesen tapferen Gesellen wäre der Tabellenspurt anderer Vereine ein klarer Sieg für den FCB. Man sehe sich nur den VfB Stuttgart an – momentan 3. Tabellenplatz, wenn die so weiter machen, ist das eindeutig ein Sieg für alle Clubs mit rot-weißen Vereinsfarben. Und damit auch ein eindeutiger Sieg für uns!

Aber nun Drittens und Wichtigstens: Cohu’s Blog ist am 2. Oktober sage und schreibe 5  (FÜNF) Jahre alt geworden und gehört damit nicht mehr zu den jungen Hüpfern, sondern sozusagen zum Urgestein des Internetzes. Angesichts dieses epochalen Ereignisses plant Cohu in wenigen Tagen eine aufsehenerregende, markerschütternde, alles in den Schatten stellende, sechswöchige Jubiläums-Sonder-Aktion unter dem Motto "Zurück zu den Wurzeln." Keine Angst, liebe Hausfrauencontent-Feinde unter meinen Lesern: es wird kein Rezeptwettbewerb zu Steckrüben und Pastinaken. Obwohl das auch eine exzellente Idee wäre.

(*Unfug natürlich, weil: wir hatten, obwohl wir in einer Gegend waren, in der es keine einzige Postkarte zu kaufen gab, Satellitenfernsehen und konnten bei Porchetta und Panna Cotta das Weltgeschehen weiterhin gut mitverfolgen! Näheres folgt bald.)

Für die Katz

Nachdem beim letzten Bloggertreffen vehement mehr Hausfrauencontent gefordert wurde, es aber zum Backen nun wirklich zu heiß ist, müssen wir heute auf Inhalte aus der hausinternen Cohu-Nähstube zurückgreifen. Jeder, der etwa aufgrund einer neurotischen Charakterstruktur davor zurückschreckt, alte Kleidungsstücke einfach dem Container zuzuführen, möge ein paar Stunden opfern und eine Lumpenkatze (S. Abb.) herstellen. Wichtig ist, dass die Kleidungsstücke vorher ca. 10 Jahre gelagert wurden, in denen man sie etwa alle 2-3 Jahre nochmal probiert hat, um sicher zu gehen, dass sie immer noch nicht wieder in Mode sind. Hier kamen z.B. ein in diesem Sinne gut abgelagerter Tweedrock, ein nicht mehr ganz passender (bzw. um ehrlich zu sein, niemals ganz gepasst habender) Pulli sowie Watte und Reis zum Einsatz.

Und bitte: Schnittmuster sind was für Babies.

 

P.S. Auch meine Katze braucht noch einen Namen!

Menschen, Tiere, Sensationen…

…sind im Englischen Garten ja eigentlich immer geboten. So kann es z.B. passieren, dass man sich nichts ahnend ans Eisbachufer setzt, um Bulgogie zu essen und Bier zu trinken, und dann mitansehen kann, wie ein paar Burschen direkt nebenan ein Seil über besagtes Gewässer spannen, um Kunststücke vorzuführen. Seht selbst:

Türkei-Deutschland 1:0

In Vorbereitung auf das Spiel am Mittwoch ist dringend Völkerverständigung nötig. Deshalb (und weil wir weder auf Stamppot noch auf Kascha besonderen Appetit hatten…) gab es gestern als Fußballgericht türkischen Adana Kebap ("Gebratenes Fleisch aus Adana"). Dazu macht man aus einfachem, kurz gegangenem Hefeteig eine Pide, bestreicht sie mit Eigelb und bestreut sie mit der schon erwähnten Nigella und Sesam und sticht mit dem Finger lustige Dellen hinein. Das lässt man nochmal ein bisschen gehen:

Während dann das Brot im Ofen bäckt, macht man aus Hackfleisch, Zwiebeln und Pulbiber, Sumak Kreuzkümmel, Piment, Pfeffer und Salz Spießchen (ideal wäre fettes Lammhack, Rind tut’s auch). Eigentlich bräuchte man  dafür spezielle, breite Metallspieße, normale Schaschlikspieße gehen aber auch, wie man sieht:

Jetzt kommt der Trick. Entweder auf den Grill mit den Spießen, oder aber: möglichst weit oben auf den Grillrost im Backofen legen, der ja durch das Brot noch so etwa bei 180° ist. Jetzt Grill einschalten. Während die Spieße langsam gar werden, schneidet man das frische Brot in Streifen. Dann legt man es auf ein Backblech – und zwar unter die Spieße, von denen inzwischen schon etwas köstlicher Saft herabtropfen dürfte. Der wiederum wird von unserem Pide schön aufgesaugt. in den letzten fünf Minuten gibt man noch halbierte Tomaten auf den Grillrost. Voilà:

Adana Kebap, dazu frische Petersilie und Salat. Damit erträgt man auch die Niederländer-Niederlage. Und kann für den Küchen-Wettbewerb Türkei-Deutschland unumwunden ein verdientes 1:0 aussprechen. Ich bin ja auch eine große Freundin von braven, einheimischen, majorangewürzten Fleischpflanzerln und brate mir solche gar oft in meiner bescheidenen Küche. Aber gegen die türkische Würz- und Frischekunst verschießen die, metaphorisch gesprochen, jeden Elfmeter. Rein kulinarisch sind wir Deutschen, geben wir’s zu, doch praktisch Griechenland. Uninspiriert, plump, kein Feuer im Hintern, und ab und zu mal ein Zufallstreffer, aber überwiegend schmerzhaft.

Deshalb darf die türkische Mannschaft am Mittwoch auch gerne gegen uns versagen, ohne sich schämen zu müssen. Haushoch können die verlieren, kein Problem. Weil: Küchen-Sieger (wenn nicht gar Küchen-Europameister) zu sein, reicht ja wohl vollkommen und ist weitaus wichtiger als jeder Fußballsieg. Die türkische Ehre ist in diesem Sinne schon jetzt gerettet, fußballerische Anstrengungen sind nicht mehr erforderlich. Afiyet Olsun!

Gleich fällt der Tätlichkeitenbaum um!

"Wenigstens keine Watsch’n in Wien"? Ich sah da schon eine, und zwar von Aufhauser gegen Poldi in der 25. Minute, aber das bezeichnet die FAZ wesentlich farbloser als "nicht geahndete Tätlichkeit" und spricht außerdem von "einer Reihe von Nickligkeiten, die meist von den Österreichern ausgingen." Ein Wort, das ich ab jetzt bei jeder denkbaren Gelegenheit in meinen privaten Fußball-Livekommentar einbauen werde.

Traditionen bewahren

Ich finde es ja immer schön, wenn alte Traditionen bewahrt oder wiederbelebt werden. Das versuchten in den letzten Tagen zumindest die Nationalmannschaften von Frankreich und vor allem die von Griechenland. Erstaunlich jedoch, dass sich die Herren ausgerechnet vom deutschen Frauenfußball anno 1900 inspirieren ließen. Siehe Wikipedia:

In Deutschland spielten Frauen um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert eine Art Fußball, bei dem sie sich im Kreis stehend den Ball gegenseitig zuspielten…

Hätten die Spieler weitergelesen, hätten sie gesehen, dass diese Methode schon damals nicht viele Fans hatte:

 …Das Spiel galt jedoch als moralisch verwerflich.(Wikipedia: Frauenfußball / Geschichte)

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