In Vorbereitung auf das Spiel am Mittwoch ist dringend Völkerverständigung nötig. Deshalb (und weil wir weder auf Stamppot noch auf Kascha besonderen Appetit hatten…) gab es gestern als Fußballgericht türkischen Adana Kebap ("Gebratenes Fleisch aus Adana"). Dazu macht man aus einfachem, kurz gegangenem Hefeteig eine Pide, bestreicht sie mit Eigelb und bestreut sie mit der schon erwähnten Nigella und Sesam und sticht mit dem Finger lustige Dellen hinein. Das lässt man nochmal ein bisschen gehen:

Während dann das Brot im Ofen bäckt, macht man aus Hackfleisch, Zwiebeln und Pulbiber, Sumak Kreuzkümmel, Piment, Pfeffer und Salz Spießchen (ideal wäre fettes Lammhack, Rind tut’s auch). Eigentlich bräuchte man dafür spezielle, breite Metallspieße, normale Schaschlikspieße gehen aber auch, wie man sieht:

Jetzt kommt der Trick. Entweder auf den Grill mit den Spießen, oder aber: möglichst weit oben auf den Grillrost im Backofen legen, der ja durch das Brot noch so etwa bei 180° ist. Jetzt Grill einschalten. Während die Spieße langsam gar werden, schneidet man das frische Brot in Streifen. Dann legt man es auf ein Backblech – und zwar unter die Spieße, von denen inzwischen schon etwas köstlicher Saft herabtropfen dürfte. Der wiederum wird von unserem Pide schön aufgesaugt. in den letzten fünf Minuten gibt man noch halbierte Tomaten auf den Grillrost. Voilà:

Adana Kebap, dazu frische Petersilie und Salat. Damit erträgt man auch die Niederländer-Niederlage. Und kann für den Küchen-Wettbewerb Türkei-Deutschland unumwunden ein verdientes 1:0 aussprechen. Ich bin ja auch eine große Freundin von braven, einheimischen, majorangewürzten Fleischpflanzerln und brate mir solche gar oft in meiner bescheidenen Küche. Aber gegen die türkische Würz- und Frischekunst verschießen die, metaphorisch gesprochen, jeden Elfmeter. Rein kulinarisch sind wir Deutschen, geben wir’s zu, doch praktisch Griechenland. Uninspiriert, plump, kein Feuer im Hintern, und ab und zu mal ein Zufallstreffer, aber überwiegend schmerzhaft.
Deshalb darf die türkische Mannschaft am Mittwoch auch gerne gegen uns versagen, ohne sich schämen zu müssen. Haushoch können die verlieren, kein Problem. Weil: Küchen-Sieger (wenn nicht gar Küchen-Europameister) zu sein, reicht ja wohl vollkommen und ist weitaus wichtiger als jeder Fußballsieg. Die türkische Ehre ist in diesem Sinne schon jetzt gerettet, fußballerische Anstrengungen sind nicht mehr erforderlich. Afiyet Olsun!