Die Gefahren des Internet und ein praktischer Vorschlag zur Abhilfe.

Finde ich in düst’ren Foren
ein Rezept für Bombenbau
fühle ich mich auserkoren
und notiere es genau.

Lese ich: "Fight on, White Power!"
ist die Toleranz dahin
Mein Umgangston wird deutlich rauer
weil ich jetzt ein Nazi bin.

Stoß’ ich dann auf Porno-Kinder
werd’ ich – Zack! – zum Bösewicht
Sind die Jahre noch so minder
Mich Zufallsnutzer stört es nicht.

Des Menschen Geist ist nicht verlässlich:
Krankes macht ihn ungesund
Sieht er Böses, wird er hässlich
angesteckt von Schmutz und Schund.

Für Netz-Hygiene tut drum alles
macht die dunklen Ecken hell
Und, im Falle eines Falles,
Verbietet schlicht HTML.

lat. prima = die erste

Und als ich des Paradieses verschlossene Türe
Mit der Primel, dem Himmelsschlüssel, berühre,
Neiget das Blümlein das Haupt, und spricht:
Zu frühe erblüht ich, ich öffne noch nicht;
Mich hat das Feuer gelocket und das Gift begossen,
Ich habe das Licht nur geahndet und bin gestorben.
Aber vor des Himmels Türe, die noch unerschlossen,
Hab um guten Willen ich eine Stelle erworben.

(aus Clemens Brentano: Die Gründung Prags)

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Musical Animals (3)

I once had a capuchin monkey
Which could fiddle both off key and on key
Told to stick to the latter
He’d fling fecal matter
And scream that he wasn’t my flunky.

Musical Animals (2)

I once had a talented carp
Which accompanied me on a harp
I would sing in D flat
And, just fancy that,
The fish plucked the strings in C sharp.

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Musical Animals (1)

I once had a Basset Hound bitch,
which, yelping, could hit perfect pitch
Sat next to a tenor
‘t howled in such a manner
that no one could tell which was which.

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An Anti-Ode

Eggs, rashers, bangers, beans
   Is what "English Breakfast" means
Bangers, rashers, beans and eggs:
   Flavour, taste and style it lacks
Rashers, beans and eggs and bangers
   Plump you up and spoil your manners
Beans and bangers, eggs and rasher:
   I declare it not a smasher.

Dichten für die Sozialdemokratie

Da die SPD ja irgendwie jetzt schon Schwierigkeiten hat, alles mit Wahlkampf, Kandidat etc. so richtig hinzukriegen, habe ich extra für sie bzw. für einen ganz besonderen Menschen in ihr ein Miniatur-Epos verfasst, um mal wieder etwas bessere Stimmung aufkommen zu lassen. Liebe Genossen, ich hoffe es gefällt Euch. Evt kann Hubertus es bei der nächsten Pressekonferenz ja mal rezitieren, er hat so eine schöne Stimme. Aber bitte erst mit dem Wahlkampfkoordinator absprechen. Los gehts:

Ah jo, mer kennen!

Ein Miniaturepos zum Nürnberger Parteitreffen

Es war ein Stamm kräftiger Recken
Furchtlos, unteilbar vereint
Die Massen verstanden zu wecken
Gegen den schrecklichen Feind.

An ihrer Spitze ein Streiter
Von fürchterlicher Statur
Ähnlich wie Goliath (nur breiter)
Bepelzt wie die wilde Natur

Sein Gang wie dräuend Gewittern
Sein Blick wie schäumende Gischt
Seine Hand, sie kannte kein Zittern
Seine Rede: ein Flegel, der drischt.

Seht dort den Mandela Bergzaberns
Den Kennedy aus der Pfalz
Gefeierter König des Laberns
Oh mächtiger Mann ohne Hals!

Hinter ihm toben Armeen.
Ihre Liebe ist feurig und heiß.
Sie kreischen verzückt: Yes we can, Kurt!
 – Ach:
Mein Obama, in dick und in weiß.

Vorbereitungen für den Sommer

1. Gestern E-Garten-Saison eröffnet mit einem phänomenalen Thunfischsandwichpicknick an meinem neuen Lieblingsplatz, wo man sogar an einem Sonntag wie gestern ganz in Ruhe und idyllisch im Gras liegen und sich einen Sonnenbrand holen kann, ohne von halbnackten VolleyballidiotInnen genervt oder von rasiermesserscharfen Frisbees getroffen zu werden. Und dann beim Pavillion gesehen: es gibt wieder "Nogger Choc", das legendäre Nogger Choc! Trotz hartnäckiger Rassismusvorwürfe ist es wieder da, das Traumeis, mit altbewährtem Namen. Konnte es leider nicht probieren, da ich schon ein Cornetto gekauft hatte. Hat’s schon jemand versucht?

2. Herr Bajwa aus Berlin hat mir wunderschöne Hausschuhe geschickt – besser gesagt indische Khussa. Trotz meiner abendländischen Breitfüßigkeit passen mir die Dinger und komme mir vor wie Hebbels Odaliske. Vollständig über den Rassismus-Verdacht erhaben ist übrigens auch dieses Gedicht nicht: Nun weist er stumm den Mohren fort / Dem wild das Auge glüht vor Lust – Fürstin Gloria steht in Hebbelscher Tradition! Und dann, es musste ja so kommen – , plötzlich dringt ein jäher Schrei/Von außen ihr ins bange Ohr/Sie ruft verstört, was das denn sei? Und er versetzt: es starb der Mohr! – ein Spruch, der die Odaliske vermutlich vollständig aus den Socken gehauen hätte, hätte sie nicht so toll sitzende Lederpantoletten getragen. Abgesehen von solchen kulturhistorischen Überlegungen sind die orientalischen Schuhe sehr hitzetauglich. Der Sommer kann also kommen.

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Dringender Rat an alle Kulturredaktionen zum “Welttag der Poesie” am 21. März

Weil man das Dichten gerne mag,
widmet man ihm einen Tag.
Man lüftet Lyrikbände aus;
wenns hoch kommt, liest man gar daraus,
und befragt dann auch Experten,
die ihre Nützlichkeit bewerten.

Im Deutschlandfunk spricht eine Frau,
die kennt des Dichtens Nutz genau.
Gedichte: "Wellness fürs Gehirn" –
und hinter jeder Leserstirn,
an diesen gut versteckten Stellen,
"massierten sie die Grauen Zellen"!

Ein Poem wird nie "massieren",
doch wohl des Lesers Seele rühren!
An ihren Saiten leise zupfen
Und ihre Kanten ruckhaft lupfen.
Wer diesen Unterschied verkennt
hat in Poetik wohl gepennt.

Mein Rat vorm großen Dichtungstag,
an den sich halten kann, wer mag:
Dein Ansatz sei elementar.
Erspar Dir jeden Kommentar.
Lass schlicht das Sprechen über’s Dichten.
Denn Kultur heißt auch: Verzichten.

Eeper Weeper

Eigentlich würd ich mich ja über den Kaminkehrer(*) vom Haus gegenüber freuen (der hässliche Block im Hintergrund ist im Übrigen kein Münchner Hochhaus, sondern unser Heizkraftwerk).
Ja, ich hätte mich gefreut, hätte mir nicht Mr. Ford gestern einen Link zugeschickt: zum "Christival 2008". Da wird unter anderem ein Seminar angeboten zum Thema Aberglauben.

570 Mein Maskottchen bringt mir Glück
Seminarbeschreibung:
Aberglaube – harmloses Placebo oder Einstiegsdroge mit Risiken und Nebenwirkungen? Was glaubt, wer aberglaubt?
Markus Baum, Redakteur bei ERF Radio (Freitag 90 min)

Einstiegsdroge! Na, damit wollen wir doch gar nicht erst anfangen, sonst heißt es am Schluss noch

324 "Bewahre uns vor dem Bösen" – der Teufel mischt mit!
Seminarbeschreibung:
Evangelistisch, gemeindlich, persönlich … der Gegenspieler Gottes will mitmischen. Was kann ich dagegen tun? (inkl. Ausstellungsbesuch im Übersee-Museum)
Hermann Fürstenberger, Jugendreferent (Evangelistische Jugendarbeit), Schwäbisch Hall (Samstag, 1.+ 2. Block)

In den Seminarbeschreibungen finden sich noch viele Juwelen. Viel Spaß beim Stöbern!

(*) Zum Kaminkehrer fällt mir immer folgendes schöne Gedicht (Erklärung bei Wikipedia) ein, dessen Eignung für Kinder heutzutage vielleicht etwas in Frage zu stellen ist (auch in diesem Fall brachte der Schornsteinfeger kein Glück):

Eeper Weeper, chimbly sweeper,
Had a wife but couldn’t keep her.
Had another, didn’t love her,
Up the chimbly he did shove her
.

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