Die Unkenrufe der Menschenklongegner hielt Cohu sowieso schon immer für unbegründet – dieser Amphibienschrei hier scheint mir z.B., wenn man überhaupt sowas wie ein Argument in dem Text findet, mit dem berühmten (obacht, Nazivergleich) gesunden Volksempfinden und, was wunderts bei einem ZEIT-Artikel, mit der intrinsischen Falscheit des Kapitalismus zu argumentieren ("Am Ende der vom Kapitalismus anempfohlenen Strategie der Optimierung steht der geklonte Mensch.") Soso! Das kann nichts Gutes heißen, wenn in der Zeit vom Kapital die Rede ist, aber warum so negativ?
Hier in Eppendorf z.B. hat man durchaus gute Erfahrungen mit dem Klonen gemacht. Während die erste Testreihe, der "männliche Eppendorfer Klon" EPKLON (m), aufgrund von Inhomogenitäten und mentaler Inkontinenz schon nach wenigen Jahren zum Auslaufmodell geriet und reihenweise von Unternehmen wie Froschfields, Baker&McKinsey, PCB und Accentuate* aufgekauft wurde, um schüttere Managementränge aufzufüllen, hat man mit dem weiblichen Modell, EPKLON (w), eine wahre Erfolgsstory geschrieben. Nach einer Studie im Auftrag der Stadt Hamburg verschönert die Besiedelung mit 3000 Individuen dieses Klonstammes das Eppendorfer Straßenbild um 15%, die Bevölkerungzuwachsrate im Stadtteil stieg um 60%, und das Bruttostadtteilprodukt (insbesondere in den Segmenten Kinder-, Damen- und Hundekleidung sowie Accessoires) stieg um 120%.
Einige werden jetzt sagen: Klone unter uns? Klone könnten unser Nachbar sein? Und wir haben nix gemerkt? Deshalb gibt es ja Cohu: ich zeige Euch, wie man EPKLON erkennt. Besondere Merkmale:
– Naturblonde Haare, mindestens schulterlang, bevorzugt im "sportlichen" Pferdeschwanz streng nach hinten gebunden
– Ebenmäßige, keinesfalls durch Anflüge von Natürlichkeit (weglassen von Make-Up o.ä.) verfälschte Gesichtszüge, bevorzugtes Schminkmittel: Augenbrauenstift
– EPKLON ist überdurchschnittlich groß und schlank, man beachte vor allem die klontypisch langen und dünnen Beine.
– der EPKLON (w)- Busen ist niemals größer als Körbchengröße B
– Alle Klone der Reihe EPKLON tragen produktionsbedingt die gleiche Nase sowie Lippen
– Kleidung: olivgrüner Anorak, evt mit Pelzbesatz, am Rücken eine Bestickung, die auf ein teures Label hinweist; enge "Seven" Jeans, und, absolut unabdingbar: hohe, über den Hosen getragene dunkelbraune Lederstiefel (werden von der Klonfabrik gestellt, deren Stylist doch ein gewisses Faible fürs Militärische hat)
– ebenfalls von der Klonfabrik gestellt: eines der drei "EPKLON Accessories", nämlich wahlweise 1 Hund (Rassehund – Cocker oder Retriever), 1 Kind (Im Bauch oder im altmodischen Korb-Kinderwagen; typische Namen: Aurelian, Marie-Antoinette), 1 nagelneues Hollandrad mit großen Körben vorne und hinten, womit wir überleiten zu den typischen Verhaltensweisen:
– Shopping (z.B. in der Hunde-, Umstandsmoden- oder Schokoladenboutique). Kaffeetrinken (Petit Café), Cocktails schlürfen im Goldfisch.
Ähnliche Klonprogramme soll es auch schon in Berlin geben (Stichwort "Prenzlauer Popmutter"). Wenn ihr auch in Eurem Stadtteil endlich nützliche und hübsche Klone haben wollt, wendet Euch vertrauensvoll an den zuständigen Bezirksausschuss und an die Firma "Pinneberg Klonfabrik GmbH", Postfach 11111, 25474 Pinneberg.
*Unternehmensnamen aus rechtl. Gründen geändert