Good moooooooornin’ captain

Das amerikanische Maultier bzw. seinen Treiber – den mule skinner – hat Jimmie Rodgers 1930 in seinem Blue Yodel No. 8 (Mule Skinner Blues) unsterblich gemacht. Das Lied wurde unzählige Male neu interpretiert – etwa in der psychedelisch-hysterischen Version der Fendermen:

…oder der braven von Dolly Parton:

Wie es nicht anders zu erwarten war, gehört Amerika maultiermäßig zur absoluten Weltspitze. Die amerikanische Maultierindustrie (traditionell in Tennessee ansässig), hat über die Jahrhunderte Hochleistungshybriden hervorgebracht, die nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in den Weltkriegen eine wichtige Rolle spielten. Aber Obacht: Das sind  keine normalen Maultiere, sondern quasi bessere Pferde, die neben Spring– und Dressurpipipfax eben auch mal 150 Kilo tragen können, wenn’s denn sein muss. Diese amerikanischen Wundergeschöpfe waren sogar noch spät im 20. Jahrhundert ein Exportschlager:

“As part of U. S. aid to the mujahideen in the late-1980s, approximately 2,000 Tennessee mules were shipped to Afghanistan. ” (Got Mules? A celebration of Mules in Tennessee History, Tennessee State Library and Archives)

Glaubt man Susan Orlean, dann war diese Aktion allerdings ein ziemlicher Schmarrn: am Bestimmungsort angekommen, verkümmerten die Monstermaultiere nach und nach, weil man nicht das richtige Kraftfutter für sie fand; und außerdem waren die dortigen Packtierzuständigen mit den tennesseeanischen Riesen total überfordert. Der typische Packesel im Mittleren Osten ernährt sich nämlich von Zwiebelschalen, Zeitungspapier und Plastiktüten. Und sieht dementsprechend aus:

Kein kräftiges Maultier weit und breit – kein Wunder, dass das nix wird da drunten. Aber vielleicht kann hier die Technik Abhilfe schaffen:

Zugegeben: das Vieh passt nicht ganz zum altmodischen Maultierjodler. Eventuell könnte ja Lady Gaga mal einen passenden Soundtrack für die Robo-Mules des neuen Jahrtausends rausbringen…

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A couple of things America got right.

In den “Staaten”(*) muss sich Cohu, bzw. ihr designierter Chauffeur, ein Auto zulegen. Gar nicht so einfach, wenn man noch nie eines hatte. Gottseidank wird uns die Entscheidung erleichtert durch diese Werbung, die passenderweise vor dem USA-England-Spiel gesendet wurde:

Ein Dodge Challenger muss es sein! Schließlich sollen die ganzen Pelikane und Delphine nicht umsonst gestorben sein. (OK, vermutlich wird es eher sowas, aber man wird ja noch träumen dürfen….)

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Kickin’ Ass

“I don’t sit around talking to experts because this is a college seminar,” Obama continued. “We talk to these folks because they potentially have the best answers, so I know whose ass to kick.”

Obama looking for ‘whose ass to kick’ – CNN.com.

Der hat wohl zuviel “A Bit of Fry and Laurie” geschaut! Denn schon 1992 hieß es dort in einer bösen Ami-Verarsche:

“Although people tell you that this planet’s dyin’ fast
Well I ain’t seen a problem yet can’t be solved by kickin’ ass.”

(There ain’t but one way – Hugh Laurie & Stephen Fry)

Marinedelphine

Delphin "K-Dog" trainiert im persischen Golf

Im U.S. Navy Marine Mammal Program werden Meeressäuger zum Kriegs- und Sicherheitseinsatz ausgebildet. Ausprobiert hat man das seit den 60er-Jahren mit vielen Meerestieren (anfangs auch mit Belugas, Orcas, Seelefanten und angeblich sogar mit Haien), aber mittlerweile arbeitet man nur noch mit Delphinen und Seelöwen. Den Delphinen hat man beigebracht, Minen zu entdecken – während des Irakkrieges haben die emsigen Tiere im Hafen von Umm Quasr angeblich 100 Minen und Sprengsätze ausfindig gemacht. Seelöwen und Delphine werden außerdem dazu abgerichtet, schwimmende Terroristen aus Sicherheitszonen fernzuhalten. Zum Töten sind die Viecher (trotz anderslautender Gerüchte) aber angeblich nicht zu gebrauchen:

“The Navy claims that it has never trained its marine mammals for attack missions against people or ships. The Navy claims that since dolphins cannot discern the difference between enemy and friendly vessels, or divers and swimmers, this would be a haphazard means of warfare.” (Wikipedia)

(Hm, gilt das nicht auch für Menschen?) Egal, Seelöwen kann man jedenfalls dazu abrichten, Unterwasserterroristen aur relativ friedliche Art und Weise unschädlich zu machen:

“Finally, a sea lion carrying in its mouth a specially designed leg cuff attached to a rope is supposed to clamp the cuff onto the diver’s leg, allowing authorities to reel in their suspect…” (SFbay: Navy to showcase trained marine mammals in bay)

Das Marine Mammal Program hat ein vergleichsweise bescheidenes Jahresbudget von 20 Millionen Dollar.

(Bild: Wikimedia Commons)

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Fraternisierungsbesessen

Ein New-Yorker-Artikel über Bayern aus dem Juni 1945 beginnt mit diesem Satz:

“When the American Army of Occupation takes over in Bavaria, it will find itself confronted with handling eight million cagy and hardheaded peasants who have already sat out military occupation by the Romans, Bohemians, Hungarians, Huns, Austrians and French, and who, between invasions, have kept their hand in by nicking tourists.”

Darauf folgen einige zutreffende Sätze über den bayrischen Nationalcharakter, etwa:

“What we know as Bronx Cheer is known in Europe as the Bavarian Salute. Another Bavarian institution is the Saalschlacht, or beer-hall-battle, in which steins, chair legs, and so on are used to drive home political arguments. (…)

Aber auch nicht (mehr) zutreffende:

“Bavaria has never produced a great poet, musician, or statesman.”

Die wirkliche “Gefahr” für den amerikanischen Besatzer wird hier identifiziert:

“One military-government problem may be the Bavarian girls, blowzy, good-natured wenches, who are so hell-bent on fraternization that Munich, even before Hitler started encouraging that sort of thing, had the largest proportion of bastards of any city in the world.”

Wieviele New-Yorker-Leser sich danach wohl freiwillig für die Besatzungsarmee gemeldet haben?

(Hier das Abstract, den ganzen Artikel kann man leider nur mit Abonnenten-Login lesen. Bild: Florian Schott, Wikimedia Commons)

1973 vs. 2003

Das Original stammt von Tony Orlando (eigtl. Michael Anthony Orlando Cassavitis), einem amerikanischen Halbgriechen, bei dem sich die einschlägige Forschung auch heute, fast 40 Jahre post factum, immer noch nicht sicher ist: was war das größere Verbrechen, der Schlager oder der Schnauzer?

Und die Fälschung (akustisch tendenziell NSFW):

[Eine gelbe Schleife, yellow ribbon, ist in den USA traditionell ein Symbol der Erinnerung an und Unterstützung von auswärtig stationierten Angehörigen des Militärs. Soldatenfamilien und andere Patrioten schmücken damit gerne ihre Mailbox oder ihr berüchtigtes Sports Utility Vehicle.]

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If ah’m guvna

Hier erklärt der alabamische Gouverneurskandidat Tim James mit stolzgeschwellter Brust, dass im Falle seiner Wahl die 12 nicht-englischen Sprachoptionen für die Führerscheinprüfung abgeschafft würden (FOXNews dazu). James’ durchschlagender Slogan: “This is Alabama. We speak English!”

Aber seht selbst:

Meine Frage dazu: ist es eigentlich Zufall, dass immer diejenigen auf die Reinhaltung der jeweiligen Hochsprache (und -kultur) pochen, die sie selbst nicht ganz draufhaben?

Westward the Course of Empire Takes Its Way

Blick auf Berkeley, im Hintergrund das Golden Gate

Falls sich jemand über das momentan etwas eingerostete Blog wundert: Ich bin nicht etwa im Urlaub oder zu beschäftigt, sondern sozusagen durch vorsorglichen Kulturschock in eine leichte Schreckstarre verfallen (auf dieser übersichtlichen Grafik wurde die Phase des preliminary culture shock leider ausgelassen, aber glaubt mir, das gibt es!). In etwa drei Monaten wird Eure Cohu nämlich nicht nur München, sondern auch Bayern, gar Europa, ja, die eurasische Platte verlassen und sich, wo wir schon bei tektonischen Platten sind, quasi direkt auf der San-Andreas-Falte niederlassen, genauer: in Berkeley, Kalifornien, einem Nachbarort des schönen San Francisco. Berkeley ist die Heimat der Hippies, des Berkeliums, der Anti-Kriegs- und der Free-Speech-Bewegung und des Café Latte.

Da höre ich schon den Chor der Amerika-Skeptiker aufheulen, Kalifornien, wähwäh – geschichtslose Wildnis, gesättigt mit dem Blut wehrloser Indianer und Grizzlybären und überhaupt ein Hort der kulturellen Schande, aber Gemach: benannt ist Cohus Zielort immerhin nach einem ganz und gar alteuropäischen Denker, nämlich dem irischen Bischof und Philosophen George Berkeley (das ist der von esse es percipi), der über Amerika Folgendes dichtete:

“Westward the course of empire takes its way;
The four first acts already past,
A fifth shall close the drama with the day:
Time’s noblest offspring is the last.”

Da habt ihrs: der letzte Posten vor dem Osten, glorreiches Ende der Geschichte, angekündigt 1723, vollzogen nun auch von Eurer Cohu. Auf zum Ende der Welt!

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Für Freunde der Trambahn…

…bzw. des Cable Car. Und natürlich für Erdbebeninteressierte:

“In 1905, an unknown cameraman filmed a streetcar trip along San Francisco’s Market Street. The following year, the Great Earthquake struck, and he filmed the trip again. This is a five-minute silent film that edits together excerpts of his two films. Footage from the Prelinger Archives, edited by Matt Lake.”


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Alphabetozid

Großbritannien und seine ehemalige Kolonie kämpfen seit Jahrhunderten um die Herzen der Kontinentaleuropäer. Doch obwohl Fernseher, IPod und Kleiderschrank sich längst hemmungslos dem transatlantischen Freund hingeben, gewinnt in einer Hinsicht  immer noch der Brite: er gewährt scheinbar nutzlos gewordenen Buchstaben ein Obdach, wo der Amerikaner herzlos-utilitaristisch aussortiert. Während in Amerika z.B. – horribile dictu!– der ageing, travelling paedagogue seinen favourite doughnut im all-nighte-drive-through kauft und so mit einem Handstreich vierzehn (14!) unschuldigen Lettern den Garaus macht, blühen auf der Insel immer noch sprachliche Orchideen wie:

Bicester, ausgesprochen: Bister

Cholmondeley, ausgesprochen: Chumley

und mein persönlicher Liebling:

Featherstonhaugh, ausgesprochen: Fanshaw

Darauf einen Schluck Worcester-Soße (ausgesprochen: Wooster), bzw. für meine amerikanischen Leser einen Löffel Ketchup.

Mehr seltsame Namen gibts bei: Odd pronunciations of proper names – The University of Hull.