Damit ihr nicht befürchten müsst, ich wäre inzwischen dem S- bzw. U-Bahn-Schubser zum Opfer gefallen, hier eine kurze Meldung aus Hamburg, wo ich – rein dienstlich! – meine IT-Abteilung besuche.
Das Viertel Hamburg-Eppendorf, wo meine IT wohnt, ist von ausgesuchter Schönheit und kann, da es anscheinend nicht oder kaum von Bombenangriffen betroffen war, mit großartigen Bürgerhäusern aufwarten – dagegen ist Schwabing ein Witz!
Da ich genau wie Herr Schmalzgruber keine Ahnung von der Musik der jungen Leute habe, kenne ich das Lied (?) “Eppendorf” von Samy Deluxe nicht, entnehme dem Text aber, dass Herr Sorge (nicht zu verwechseln mit Herrn Dr. Kleinsorge) die Konsum- und Finanz-Orientierung der Bewohner dieses Stadtteils zutiefst ablehnt (siehe dazu auch Lutti Lütte). Also, um es mit den Worten der AZ zu sagen: “Wer hier wohnt, hat’s geschafft” – was man schon daran sieht, dass vormittags im SPAR (der natürlich “Schlemmermarkt” heißt) Alkoholikerinnen anzutreffen sind, die sich zusätzlich zu den üblichen 3 Flaschen Veuve Clicquot auch noch eine Buddel “Carpe-Diem”-Kombucha in die Burberry-Tasche laden (“Detox” ist ja sooo in, das werden mir die Neu-Neu-Yorker vielleicht bestätigen. Cowboyboots hatte die Dame übrigens auch an…). Auf das Klingelschild schreibt der Eppendorfer gerne mal “I.N.Kognito”. Im Feinkostladen weist er bzw. sie darauf hin, beim Einkauf stets auf den professionellen Rat der eigenen Köchin zu hören. Zudem lassen die zahlreichen außergewöhnlich geschmackvollen Lokale, Einrichtungs-, Antiquitätengeschäfte und exklusiven Boutiquen Eppendorfs darauf schließen, dass das Geld hier auch schon sehr lange zuhause ist, es sich gemütlich gemacht hat und jetzt die eigenartige Schönheit entfaltet, die niemals dem Neureichtum, sondern nur einer Dekadenzkultur buddenbrook’schen Ausmaßes, einem Absterben und Verfall über Jahrhunderte angehäuften Vermögens mykotisch entsprießen kann. Mann, watt’n Satz!
Ansonsten habe ich noch nichts von Hamburg gesehen, da das Wetter auch nicht so grandios war. Anscheinend gibt es aber unter anderem ein weniger reich gesegnetes Viertel, das tatsächlich (Nagetierfreunde aufgepasst!) “Mümmelmannsberg” heißt. Dort werde ich aber hoffentlich nicht hin müssen. Des weiteren kann ich hier (im Büro meiner IT) wunderbar für meine anstehende Promotion recherchieren und bin gestern sozusagen schon auf eine Literatur-Goldader gestoßen.
Bilder von Fischmarkt, Hafen, und vielleicht von der Ostsee wird es bald geben, wenn das Wetter mitspielt; von der Reeperbahn allerdings nur, wenn meine IT sich mit Freizeitgestaltungsvorschlägen durchsetzt (Matteo, was hast du den Jungen verdorben…).
(Bild: Eppendorf um 1845, Wikimedia Commons)