Voll gültiges Plebiszit

In der SZ stehen ja immer wieder ganz überraschende, aber doch mit apodiktischer Bestimmtheit vorgetragene Einsichten (etwa, dass über die Hipsterschwemme in der Maxvorstadt alle glücklich sind).

Besonders nett und politisch vielleicht ein bisserl relevanter ist aber das da:

"Ahmadinedschads Mehrheit"

Da schau her. Dann ging ja doch alles mit rechten Dingen zu – und das hat Herr Chimelli sogar schon vor zehn Tagen in markerschütternder, absoluter Sicherheit gewusst! Na dann. Revolution ist abgesagt, würd ich mal sagen. Geht’s heim, es gibt nix zu sehen.

(Gefunden in der Hopfen-Post, dem Politikblog der AZ)

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Weltbeschwerde

"People like to complain. People like to sing. If you do it at the same time, that’s a Complaints Choir."

(oder über YouTube)

давай слишком нас, давай слишком вас, давай за здорово живёшь российский газ

Cohu-Leser wissen: Firmensongs sind das letzte Rückzugsgebiet richtig authentischer, ernstgemeinter und technisch perfekt umgesetzter Musik (Cohu berichtete). Was aber Gazprom jetzt vorgelegt hat, ist wirklich nicht mehr zu toppen. Ob die Übersetzung dem russischen Liedtext entspricht, kann ich natürlich nicht sagen. Aber wenn ich Wodka tränke, würde ich jetzt definitiv einen auf russisches Gas heben:

 (via Metafilter)

Why We Fight

“Aufgabe der ISAF ist die Unterstützung der gewählten Regierung Afghanistans zur Herstellung und Aufrechterhaltung eines sicheren Umfeldes in Afghanistan. In erster Linie soll so der Wiederaufbau Afghanistans, die Etablierung demokratischer Strukturen und die Durchsetzungsfähigkeit der frei gewählten Zentralregierung vorangetrieben werden.” (Wikipedia: ISAF)

Diese gewählte Regierung Afghanistans versucht mittlerweile, ein Gesetz zu verabschieden, wonach:

– das Sorgerecht für Kinder grundsätzlich nur Vätern oder Großvätern zugesprochen werden kann
– es keine Vergewaltigung in der Ehe mehr gibt, da Frauen zu Sex verpflichtet sind
– Frauen das Haus nur mit Erlaubnis ihres Mannes oder Vaters verlassen dürfen

Eine afghanische Parlamentarierin bezeichnet das Gesetz als “schlimmer als die Taliban”. Das alles steht im Guardian. Die deutschen Medien scheinen sich nicht so sehr dafür zu interessieren – obwohl über eine geplante Aufstockung des deutschen Kontingents und die damit zusammenhängenden diplomatischen Verwicklungen überall in epischer Breite berichtet wird.

Ich habe zum Afghanistan-Krieg keine wirklich gefestigte Meinung, weiß auch insgesamt nicht, was ich von der deutschen Beteiligung halten soll. Bin da einfach unentschieden. Aber, ernst gemeinte Frage: Warum wird es nicht als massives Problem wahrgenommen, dass Deutschland eine Regierung militärisch unterstützt, die eine große Gruppe der Bevölkerung offiziell entrechten will? Warum diskutiert diese Frage niemand?

(P.S.: Eigentlich wollte ich das mit dem Video einer traditionellen afghanischen Sängerin illustrieren. Leider ist sowas – von wenigen im Exil lebenden Ausnahmen abgesehen – schwer aufzutreiben: Frauen, die öffentlich musizieren, bekommen noch immer Todesdrohungen. Die Taliban versuchten ja bekanntlich, alle nichtreligiöse Musik zu unterbinden, und Musikerinnen waren ihnen natürlich ein besonderer Dorn im Auge. Ein hochinteressanter Film über ein Projekt zur Rettung traditioneller afghanischer Musik findet sich hier. Auch, wenn ihre “Freiheit” mittlerweile mehr als sieben Jahre andauert, dürfen wir der im Film gezeigten Musikerin beim Singen nicht zusehen: ihr Gesicht ist gepixelt. Das im Film vorgestellte Afghan Music Project kann man durch den Kauf von Musik unterstützen.)

Birds do it, Whales do it

New Yorker Leser, also nicht jetzt Leser des New Yorker sondern Leser in New York, jedenfalls: aufgehorcht! Nächste Woche Donnerstag Pflichttermin im Philoctetes Center for the Multidisciplinary Study of Imagination, nämlich:  "Living in the Musical Moment: Interspecies Jamming with Whales, Birds, and Humans." Für uns bedauernswerte Nicht-Neujorker wird der artübergreifende Jazzabend wohl gestreamt.

Und wenn mich nicht alles täuscht, dürften unter den Cohu-Lesern auch einige sein, die sich für das Video hier interessieren: "The Presumption of Rationality: Psychological Challenges to Legal Certainty" – mit Peter Brooks (Yale/Princeton), Anne Dailey (moderator), Carol Gilligan (NYU), Nomi Stolzenberg (USC), Kenji Yoshino (NYU).

Wer weiß, wie lange das Philoctetes Center noch solche abgefahrenen Veranstaltungen organisiert – einer der großen Finanziers des Instituts war nämlich der Große Bernie, von dem es andernorts heißt:

"He out-Ponzied Charles Ponzi. He out-Princed Chuck Prince. He could have taught the Egyptians how to build pyramids. In the history of high-stakes grifting, he out did them all. A Robin Hood with Alzheimer’s; he stole from the rich. If he’d only remembered to give to the poor he’d be a hero!" (Bill Bronner)

Für die hoffentlich wenigen unter meinen Lesern, die wider Erwarten weder Interspecies Jazz noch einer Dekonstruktion der juristischen Rationalitätsannahme etwas abgewinnen können, zum Trost Shirley MacLaine und Frank Sinatra – letzterer passenderweise in der Rolle eines pseudorationalen Juristen mit Gesangstalent.

Plötzlicher Sinneswandel

Cohu hatte bis jetzt eigentlich nie das Bedürfnis, die Stadt Bern zu besuchen. Seit ich aber (wohlgemerkt innerhalb von 2 Tagen…) den Vorrat an Trüffeln aufgebraucht habe, die mir die IT dankenswerterweise von der dort ansässigen Confiserie Läderach mitgebracht hat, ist das anders.

Ich glaube, ich muss unbedingt mal ganz dringend in der nächsten Zeit so bald wie möglich und unverzüglich, unaufschiebbar und unabwendbar nach Bern.

[Inwiefern eigentlich diese schweizer Firma mit dem gleichnamigen deutschen Unternehmen zusammenhängt, ist mir nicht ganz klar…]

(Bild: Wikimedia Commons)

Marken

Einige Bilder gibt es hier (Achtung, Allergiker: enthält auch Katzenfotos!) Idealerweise klickt man links oben auf “Slideshow” und kann dann sogar noch meine schlauen Bildunterschriften lesen. Es folgt auch noch ein längerer Bericht über die Köstlichkeiten dieser Region.

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Decline of a Nation: Indische Verhältnisse

Aus dem fernen Indien erreichte mich ein Link zu diesem Video mit der Nachricht, das sei ja wohl ein Zeichen dafür, "dass es mit der guten alten Kolonialmacht wieder aufwaerts geht."

Dass ich nicht lache! Ein Straßenkehrer aus Chiswick tanzt, statt tüchtig zu arbeiten, zur Musik eines des Kindesmissbrauchs angeklagten Pleitiers, und das soll dann das Empire retten? Ich verstehe, dass man aus der Sicht des indischen Subkontinents eine gewisse Trotzhaltung gegenüber hartnäckiger Straßenverschmutzung als erstrebenswert ansehen kann, aber in Wirklichkeit gehts auf der Insel steil bergab, und zwar in Richtung indische Verhältnisse!

Beweise? Briten müssen seit neuestem Wachdienste engagieren, um ihre Gemüsegärten (!) vor Himbeer-, Erbsen- und Bohnendieben zu schützen! Britische Supermärkte werden evakuiert, weil Giftspinnen aus den Bananenstauden kriechen! Britische Züge schalten ihren Motor beim Abwärtsfahren aus! Und sogar (Achtung, eklige Links) britische Tierschützer benehmen sich seit Neuestem, als wären sie beim Thaipusam. Dass Chicken Tikka Masala seit Jahren die beliebteste "englische" Leibspeise ist, ist da ja nur noch das Tüpfelchen auf dem (indischen) "i"…

Souvenirs, Souvenirs

Voralpenländische Idylle? Ich erhöhe um alpenländische (Großformat bei Klick).

Ähnlich idyllisch, aber im gewohnten Dr.-Sno*-Stil:

Wenig idyllisch, aber um so landestypischer (und passend zur Cohu-Wahlplakat-Serie):

Das kommt wohl davon, wenn man in einer solchen Idylle lebt.

Cohus Weg zurück zum Glauben

*Akustisch und ästhetisch Schmerzempfindlichen, Schwangeren, Personen mit Herzschrittmachern und Kindern unter 12 Jahren wird dringend davon abgeraten, die in diesem Eintrag eingebetteten Videos abzuspielen*

Cohu war auf der Suche nach einem kleinen Tubenstück, um ihre bevorstehende Abreise in ein Land zu illustrieren, das der aufmerksame Seher bzw. Hörer bald identifizieren können wird. Zunächst mal stieß ich auf dies hier. Die typische Schreckens-Lähmung setzte ein, ich musste mir das Desaster bis zum bitteren Ende ansehen.

“Zweifellos” – so dachte Eure tapfere Cohu – “zweifellos wird dies das schlechteste sein, was die Tube beim gewählten Stichwort zu bieten hat, denn die Welt ist gut und behütet von einem allwissenden, allmächtigen, barmherzigen Gott, der alles Unrecht durch Schönes und Gutes wieder ausgleicht, weil wir gottesebenbildliche Menschlein ihm am Herzen liegen.” – ich klickte weiter und wurde eines Besseren belehrt:

Danach war ich, wie jeder, der den Clip auch nur angespielt hat, kurz davor, mir mit einer rostigen Gabel die Augen und vor allem Ohren auszukratzen. Was ist das für ein Gott, der sowas erlaubt? Warum fährt kein Blitz vom Himmel, warum tut die Erde sich nicht auf, warum zersplittert nicht das Raum-Zeit-Kontinuum? Darf Satan nun ungestraft auf Erden wandeln und dann auch noch ein Akkordeon bedienen? Warum ich???

Doch worauf stieß ich dann? Wie hielt das Universum in seiner unerforschlichen Synchronizität mich doch noch davon ab, an der Verkommenheit und Hässlichkeit der Welt zu verzweifeln und zur gottlosen Teufelsanbeterin zu werden? Wie fand ich meinen Glauben wieder?

So, meine Damen und Herren:

Apelsin. Eine 1974 gegründete estnische Rockband. Ich weiß nicht, was am coolsten ist. Die Schnauzer? Das Banjo? Das Käppi? Die Fiedel? Die Pullover? Die Fototapete? Ich weiß nur: Apelsin ist definitiv die rockingeste estnische Band die ich überhaupt jemals gehört habe!!! Achja, das Lied heißt “Tirooli Lauluke / Tirol Song”. Damit wissen jetzt sogar die Feigsten unter meinen Lesern, wo es hingeht. Cohu jedenfalls hat den festgefassten Plan, von diesen sagenhaften Kerlen heute Nacht zu träumen, denn: Jodeln kann sexy sein. Solang’s kein Tiroler ist.