Beim Googeln nach dem Suchwort “Gebildete Frauen” bekommt man auf der ersten Ergebnisseite folgendes:
– “…Laut Sozialwissenschaftlerin Christiane Dienel gibt es für gut gebildete Frauen zu wenig interessante Männer. Grund sei der hohe Anspruch…”
– “Partnerwahl: Akademiker und die Bildungsfalle”
– “Die Studienergebnisse zeigen nun, dass hoch gebildete Frauen zu 60 Prozent Partner mit ähnlicher Bildung bevorzugen, «obwohl das nicht nötig …”
– “Gebildete Frauen haben häufiger Orgasmus-Probleme – Bild.de”
– “Wollen Männer echt intelligente Frauen [Archiv] – GamePro Forum”
– “Schlechte Chancen für gebildete Frauen« DiePresse.com – Die Einkommensschere geht mit steigendem Bildungsniveau auseinander. Ein Drittel der Lohnunterschiede sei “nicht objektiv erklärbar”, sagt eine AK-Expertin.”
-“Statistik: Gebildete Frauen bekommen weniger Kinder – heute.de … Mikrozensus 2008: Immer mehr Frauen bleiben kinderlos. Frauen in Deutschland bekommen immer weniger …”
– “Orgasmus News | Gebildete Frauen haben häufiger Orgasmus-Probleme … Das Frauen-Onlineportal beQueen hat anhand einer Umfrage herausgefunden, dass Frauen mit einem hohen Bildungsgrad häufig Orgasmus-Probleme …”
-“Diakonie: Ein Stift für gebildete Frauen — Evangelischer …
Das Görlitzer Luisenstift ist nicht nur ein Altenpflegeheim mit langer Tradition. …”-”
– “Gebildete Frauen in Hamburg häufig kinderlos – Nachrichten …14. Aug. 2009 … In Hamburg ist der Anteil von kinderlosen Frauen unter allen Bundesländern am höchsten. 71 Prozent der 25- bis 34-jährigen Frauen in der …”
Bis auf einen neutralen Eintrag stellen alle Suchergebnisse einen hohen Bildungsgrad bei Frauen als negativ dar. Um überhaupt mal einen einzigen positiven Beitrag zum Thema zu finden (“Gebildete Frauen-Frauen bilden: Ein Stadtrundgang durch Freiburg”), muss man bis auf Seite 3 der Suchergebnisse blättern. Beim Suchwort “Akademikerinnen” ist das Ergebnis ähnlich eindeutig.
Übrigens ist der Volkssport Akademikerinnenbashing beileibe nicht auf Männer aus dem Bild-Zeitungsmilieu beschränkt. Besonders gerne wird er auch betrieben von älteren Akademikerinnen, z. B. von einer “ganzheitlichen Ärztin”, die in der taz über ihre jüngeren Geschlechtsgenossinnen klagt:
“Viele Frauen haben das Vertrauen in den eigenen Körper verloren.” Es sind vor allem gebildete Mittelschichtsfrauen und Akademikerinnen, die es nervös macht, wenn sie nicht genau wissen, was passiert. Heute bereiten sich Frauen akribisch auf eine Entbindung vor und sind dann oft erstaunt, wenn mit ihrem Körper etwas passiert, das sie nicht mehr im Griff haben.” (taz.de)
Diese unentspannten Ziegen! Schlau daherreden können sie vielleicht, aber wir wissen doch alle: auf dem Schlachtfeld der Östrogenkriegerinnen – der Mutterschaft – versagen sie total!
Sollte ich jemals Kinder gebären (selbstverständich mit Dreifach-Epidural und Kaiserschnitt zum Wunschtermin), würde ich denen eigentlich gerne vermitteln, dass Bildung ein Lebensziel ist, auf das jeder, egal ob Mädchen oder Junge, uneingeschränkt stolz sein darf. Aber vermutlich sind meine Ovarien vom vielen Studieren ja schon derart eingetrocknet und meine sexuelle Attraktivität durch meinen Doktortitel derart verringert – von chronischer Anorgasmie und hoffnungslos überhöhten Ansprüchen an meine Sexualpartner mal ganz zu schweigen! -, dass es soweit nie kommen wird…
(Interessanterweise scheint der Bildungssexismus eine deutsche Spezialität zu sein: “educated women” liefert bunt gemischte, tendentiell positive Ergebnisse; “women in academia” und “female academics” fast ausschließlich Artikel zur Frauenförderung an Unis…aber auf Deutsch ist “Akademikerin” gleichbedeutend mit “Gebärfaulheit” und “egoistischer Zicke”.)
15. January 2010 at 16:40
Ach, Frollein Cohu, Sie kennen wohl nicht das berühmte Diagramm von Lisa Simpson, oder?
15. January 2010 at 18:14
Sprichst mir aus der Seele.
Frauen sollten wegen ihrer Bildung nicht in den Keller runtersteigen müssen (wie andere das zum Lachen tun, aber das ist ein anders Feld…)
Auf zwei recht männerlastigen Rechthaber-Blogs (Fachblogs, nein nicht heise.de!), habe ich mir bereits angewöhnt, mir einen männlichen Nickname zuzulegen. Seidem ist Ruhe in der Bashing-Kiste mit dem angedisst werden, obwohl ich als “Kerl” die gleiche Inhalte schreibe und meinen Schreibstil (ironisch, polemisch) überhaupt nicht verändert habe. Auf meine Kerl-Beiträge wird jetzt ganz normal eingegangen.
Mit dem Gebären et alii hat das jetzt nichts direkt zu tun, aber zeigt schön, dass es noch keine “Normalität” gibt zulassen zu können, dass eine Frau auch mal einen hellen Gedanken hat und dazu noch entspannt über alle weiblichen Eigenschaften verfügt.
15. January 2010 at 19:57
Da bin ich ja froh, dass mein Nickname geschlechtsneutral ist! (Es ist übrigens schon mehrmals vorgekommen, dass Leser mich in Kommentaren oder Mails als Mann angesprochen haben – das Mädel links oben sahen die wohl nur so als illustrierendes Beiwerk ;-))
15. January 2010 at 22:39
Ich trolle ja immer als Frau. Ausser hier.
Wie macht es denn Dein “Sexualpartner”, der – wie ich zufällig weiß – auch gerne rumtrollt?
16. January 2010 at 11:04
Also das gelbe Vogelkostüm ist ja auch nicht so die typische Trollverkleidung. Ich finde, trollen muss man immer als Mann. Guten Namen dafür sind “Jürgen” oder “Heinz-Rüdiger”.
16. January 2010 at 11:08
Lieber hochbegabter Informatiker, ich trolle selten, und wenn, dann nur mit gutem Grund und unter verschiedensten Pseudonymen. Als “Sexualpartner” (warum eigentlich in Anführungszeichen??) einer Akademikerin hab ich sonst nämlich leider wenig zu lachen im Leben, versteht sich.
16. January 2010 at 13:12
Ob das jetzt der Hochbegabte verstanden hat?
🙂
16. January 2010 at 13:39
Jedenfalls ist noch ein weiter Weg hin zu Normalität.
Die FAZ titelte neulich: “Opel bekommt eine Entwicklungschefin”. Ja was.
Wenn der Nachrichtenwert der sein soll, dass es eine Frau ist, dann hat die FAZ hier BILD-Niveau. Es ist erst Normalität eingekehrt, wenn die sogenannte Qualitätspresse den Umstand , dass irgendein technisches Wesen Mann oder Frau ist, zum Nachrichtenwert = 0 erklärt. Was es auch ist.
Quelle: http://www.faz.net/s/RubF36E5361491F4CD9953863A0D5A760BC/Doc~E0B1B3FCE540E4366AD6A7C43B5B56C6C~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Zurück zu den unentspannten Perfektmüttern, die die Akademikerinnen sein sollen: Wir hier in Glockenbach haben jede Menge neuer Erstmütter. Unentspannt und übertüddelig sind die meisten, auch die Nicht-Akademikerinnen. Kein Wunder, ist es doch ihr erstes Kind 🙂 Bitte da um mehr Verständnis.
Ich war auch so damals, übertüddelig.
Aus der “Kleinen” ist doch noch was geworden, sie macht grade ihren Doktor
Ich war auch gar keine Akademikerin, sondern blutjung, 19. Und überbesorgt, klar. Frisch nach dem Abi. Und keine/r damals hat meinen Wahnsinns- humanistischen Bildungsgrad^^ (die meisten in meiner Umgebung waren einfache Leute mit max. Realschule) umgekehrt reziprok genommen zu meiner Fähigkeit, unkompliziert ein Kind zu bekommen oder Windeln wechseln zu können.
Ich hatte auch damals nicht “das Vertrauen in meinen eigenen Körper verloren”(was iss’n das für ein eso-angelehnter Spruch von der Dame, zurück in die Wälder oder was?). Sondern damals eher das in Ärzte, weil unser Haus- und Landarzt versuchte, mein 19-jähriges eiskaltes Bein (ich war hochschwanger) mit einem fruchtschädigendem Rheumamittel zu behandeln. Es war kein Rheuma (unglaubliche Fehldiagnose), hatte das selbst herausgefunden (Kenntnis des Körpers) und wies mich sofort so gut wie selbst in die Klinik ein: stand kurz vor einer Gefäßembolie.
Ich glaube eher wenn, dann sind alle Frauen, auch Nicht-Akademikerinnen durch die Bank heute etwas ängstlicher und unentspannter geworden. Hektik, Job, alles muss durchgeplant sein auch die Freizeit und das Kind, sonst ist kein Platz dafür…, das gabs zu “meiner Zeit” eher nicht. Ich hatte alle Zeit dieser Welt.
16. January 2010 at 20:15
Ah – mir ist jetzt gerade einiges klar geworden. Ein netter Troll, dieser Dr. Dave.
16. January 2010 at 21:00
@bibo: gell?
@Vroni: Eigentlich hab ich ja eh den Eindruck, Ausbrüten &Aufzucht von Nachwuchs ist einer der wenigen Lebensbereiche, in denen Unentspanntheit ziemlich gerechtfertigt ist…