"Verbraucher können zu Hause weiter ihre alten Glühlampen benutzen."
Das ist aber nett, liebe EU. Dass ich meine Glühbirnen noch aufbrauchen darf und unser Fünfjahresplan nicht vorsieht, dass sie zwangsweise zu Sambarasseln verarbeitet werden müssen. Und dann spare ich auch noch 50 Euro im Jahr mit den tollen neuen Energiesparlampen. Wahnsinn.
Aber eine Frage hab ich jetzt noch – es ist bitter, aber in fast allen deutschen Supermärkten kann man leider immer noch diese rückständigen Italienischen Nudeln kaufen, die teilweise 12 Minuten brauchen, bis sie gar sind. Dabei gibt es inzwischen längst innovative Pastaprodukte, die lediglich mit kochendem Wasser übergossen werden müssen… was man da an Energie sparen könnte!!! Warum gibt es noch keine dementsprechende Verordnung? Warum lässt die EU uns hier so bitterlich im Stich!?
(Wenn man sich ans Grab von Onkel Hayek setzte und seinem Leichnam die EU-Glühbirnen-Entscheidung vorläse, würde er übrigens nach Berechnungen von Cohu-Experten so schnell und langanhaltend rotieren, dass man mit der entstehenden Energie alle Haushalte der EU für ein Jahr mit Licht versorgen könnte. Schönes, warmes, quecksilberfreies Glühlampenlicht, wohlgemerkt.)
8. December 2008 at 20:15
Das wirklich traurige an der Geschichte ist, dass durch diesen Wahnsinn nicht einmal etwas fürs Klima getan wird. Nix, gar nix, nicht mal ganz wenig, wirklich null. Kraftwerke (und damit alle Stromerzeugung) sind in der EU durch den Emissionshandel reguliert, durch den (etwas vereinfacht) die jährliche Gesamtmenge an CO2 Emission für alle Kraftwerke festgelegt ist. Jetzt noch zusätzliche Regeln einzuführen, die auch noch Strom sparen sollen, ändert gar nix an den Emissionen, denn die sind durch den Emissionshandel eh schon festgelegt. Einziger Effekt: Es wird vermutlich etwas weniger Strom für Glühbirnen nachgefragt, dadurch wird Strom etwas billiger, wodurch für andere Tätigkeiten etwas mehr Strom gekauft wird. Das ganze ist ein 100% Nullsummenspiel in Bezug auf CO2 Emissionen. Reine Schikane, bzw. ein Ablenkungsmanöver um zu Übertünchen, dass sie sich nicht auf was einigen können, das wirklich dem Klima helfen würde.
8. December 2008 at 21:26
Hallo! Ich bin neu hier, also schimpft mich bitte nicht wenn ich nicht alles schon gelesen hab….bisher hab ichs nur geschafft alle Einträge ab September bis jetzt zu lesen ;)jetzt zum Thema: abgesehen von dem Nullsummenspiel durch den Emissionshandel gibt es sowieso (grob) zwei Lager von Forschern: die einen, die behaupten dass CO2 komplett am Klimawandel Schuld ist und dass die Menschheit wirklich Einfluss auf das ganze Geschehen hat, und die anderen, welche behaupten dass der Mensch maximal 5% "Schuld" hat und dieser Klimawandel eine ganz natürliche Sache ist, die es immer schon gab. Ich weiß irgendwie nicht was ich glauben soll, wobei ich schon eher zu der zweiten Theorie neige, die ja auch wie in einigen Dokumentationen beschrieben bewusst von den Medien vertuscht wird. Alles eine sehr komische Angelegenheit.Achja, ein sehr schöner Blog ist das hier, habe mich sofort wohl gefühlt!
8. December 2008 at 22:06
"gibt es sowieso (grob) zwei Lager von Forschern(…)"Das mag auf den ersten Blick so aussehen – genuine Klimaskeptiker machen aber in Wirklichkeit nur einen minimalen, verschwindend geringen Anteil an den Forschern aus, die sich naturwissenschaftlich mit KW beschäftigen. Es gibt in der akademischen Debatte keine "zwei Lager", sondern einen breiten Konsens, dass der Klimawandel stattfindet und menschlich verursacht wird/wurde, sowie ein paar wenige Außenseiter, die anderer Meinung sind. Klar, die können auch Recht haben, ist aber höchst unwahrscheinlich. Und das bei aller angebrachten Skepsis, was IPCC und sonstige politisch motivierte Geschichten angeht.Mit diesem Konsens kann man aber natürlich immer noch viele Sachen anzweifeln…- ob der Klimawandel überwiegend schädliche Auswirkungen hat, bzw. ob er wirklich so große Schäden anrichten wird wie befürchtet- ob wir moralisch oder rechtlich verpflichtet sind, etwas gegen den Klimawandel zu tun- ob der Klimawandel verhindert/abgemildert werden sollte oder ob man stattdessen lieber darin investieren sollte, sich dem veränderten Klima anzupassen… Zu diesen Dingen kenne ich mich schlicht zu wenig aus, um mir eine eigene Meinung zu bilden.Aber auch mit meiner beschränkten Sachkenntnis und bei Akzeptanz aller Klima-Befürchtungen muss man leider sagen, dass Detailregulationen wie die Glühbirnensache einfach von vorne bis hinten kontraproduktiver Schwachsinn sind.(Schön, dass dir das Blog gefällt, viel Spaß beim Lesen 🙂 )
10. December 2008 at 01:28
Ich bin wirklich kein Verfechter eines aufinstruierten Umweltbewusstseins.Aber daran,das sich die Umweltprobleme in Luft auflösen und die Menschen von sich aus bewusster mit Ressourcen umgehen, glaube ich auch nicht wirklich.Das es in punkto Klimaschutz wirklich größere Brocken für die EU gäbe, die mehr hergäben, ist klar.Das es zur Zeit wahrscheinlich auch ein Nullsummenspiel für das Klima ist,ok.Es geht aber auch ein bißchen darum, wieviel Kraftwerkskapazitäten werden in Zukunft benötigt.Da macht sich dann schon bemerkbar ob Millionen Haushalte ihre Wohnungen Abend für Abend mit 100 W oder 1000 W erleuchten.Sich einfach auf dem Gedanken auszuruhen, das es vielleicht zur Zeit noch keinen messbaren Erfolg bei der CO2 Emmissionsreduktion gibt,halte ich nicht gerade für vorausschauend.Was spricht dagegen Beleuchtungsmittel einzusetzen, die 5 mal effizienter die elektrische Energie in Licht umwandeln, als die normalen Heizstrahler?Es ist nun leider so, dass sich jeder gar nicht oder nur sehr langsam von alleine bewegt.Warum gibt es eigentlich immer diese Aufschreie wenn ein Anstoß, in Form von Verpflichtungen oder Gesetzen,etwas mehr Dynamik in das System bringen soll?
10. December 2008 at 08:31
Keiner hat was gegen einen Anstoß – es muss halt nur ein sinnvoller sein. Der funktioniert. Das ist doch der absolute Minimalanspruch an eine Regelung.Beispiel Rauchverbot – da kann man ja auch einiges dagegen haben, habe ich hier ja auch teilweise vertreten. Aber da ist zumindest erfüllt, dass es einen positiven, messbaren Effekt hat (weniger Leute sterben an Krebs, Nichtraucher werden geschützt). Auch z.B. beim FCKW-Verbot vor ein paar Jahrzehnten kann man argumentieren, dass das funktioniert hat, auch wenn es ein "hartes Verbot" war, was der Liberale halt auf den ersten Blick nicht so gerne mag.Nach dem, was wir empirisch wissen, wirkt sich sowas wie das Glühbirnenverbot aber so aus:- Uschi tauscht ihre Glühbirnen aus- Uschi spart sich 50€ im Jahr- Uschi kauft sich vom ersparten Geld einen neuen Fernseher mit 400Watt/StundeODER, sogar wenn Uschi ganz umweltbewußt ist und jetzt einfach weniger Energie konsumiert – – die Kilowattstunde wird billiger, weil weniger nachgefragt. Karlheinz freut sich über die gesunkenen Strompreise und betreibt seinen tollen Laubbläser nun 90 statt 60 Minuten am Tag.Für Kraftwerkskapazitäten bringt das nix. Auch auf die Zukunft bezogen. Der Effekt ist einfach null. Das traurige ist: es gäbe ja "Anstöße", die funktionieren würden. Z.B. eine Steuer auf CO2, oder ein stringentes Cap&Trade. (Einfacher Effekt: Strom wird teuerer – Leute verbrauchen langfristig weniger Strom, ob durch Energiesparlampen oder sonstwas, bleibt ihnen überlassen). Wenn ich jetzt mal ganz wilde Vermutungen anstellen darf, würde ich sagen, dass das die EU Experten auch selbst wissen…Nur, eine C02-Steuer ist nicht durchsetzbar – Benzin würde teurer!-, der Emissionshandel in wirksamer Form ebenfalls nicht (da streikt die Industrie). Deshalb macht man lieber was, von dem man weiß, dass es zwar nix bringt, das man aber schön symbolisch vor sich hertragen kann.
10. December 2008 at 08:35
Übrigens frage ich mich ernsthaft, ob ein Glühbirnenverbot verfassungsrechtlich gerechtfertigt werden kann. Scheitert das nicht schon einfach an der fehlenden "Geeignetheit" des Mittels zum Senken des Stromverbrauchs?Und was ist mit der "Verhältnismäßigkeit"? Wenn Verbot von Stromfressern ein verhältnismäßiges Mittel ist, kann die EU dann auch einfach andere Geräte über 100 Watt verbieten, schließlich haben die die gleichen negative Klimaeffekte? Und Autos erst…? Evt. kann ja mal einer der Cohu-Hausjuristen was daszu sagen…
10. December 2008 at 14:56
Schaut man sich aus gegebenem Anlass mal die Preisstrukturen der Münchener Stadtwerke an, so fällt auf, dass sie schreiben "wir fördern Stromsparer", dass aber gleichzeitig gilt: je mehr, desto billiger.Ähnliches hat mir vor Jahren ein Bekannter aus Hamburg erzählt. Ein Großkonzern hat "Trinkwasser" zum Kühlen eingesetzt -ein paar 10000 Liter am Tag durchgepumpt und damit "verbraucht" (auch wenn es nicht verschmutzt wurde). Die haben auch jede Menge Vergünstigungen erhalten wegen Großabnehmer. Die "Kleinen" kriegen aber bei jeder Gelegenheit erzählt, dass jemand der beim Zähneputzen das Wasser nicht abdreht ein Mega-Umweltsünder ist. Ist er ja auch, aber die Relationen stimmen halt nicht.Und nicht nur da.
10. December 2008 at 16:15
"Die "Kleinen" kriegen aber bei jeder Gelegenheit erzählt, dass jemand der beim Zähneputzen das Wasser nicht abdreht ein Mega-Umweltsünder ist."Keine Ahnung, warum manche Leute dieser Meinung sind. Scheint mir ein ziemlicher Schmarrn zu sein. So a la: iss Du mal auf, in Afrika verhungern die Kinder.(mehr zum "Deutschen Wasserproblem")Also ich kann es auch nicht ertragen, wenn man das Wasser "nur so" laufen lässt, das ist aber eher eine persönliche Macke 🙂
11. December 2008 at 09:43
Ein Artikel zu deiner Uschi. Rebound Effekt in der Klimapolitik.
11. December 2008 at 09:57
Danke, das trifft den Nagel auf den Kopf. Ich hab das Buch von Hänggi nicht gelesen und finde seinen Begriff des "Wachstumszwangs" (?) prima facie etwas gruselig, aber was er sagt, hört sich recht reflektiert an.(Im DLF wurde das Hänggi-Buch übrigens neulich im direkten Vergleich mit H.-W.Sinn’s Neuerscheinung besprochen, letztere hat dabei ziemlich schlecht abgeschnitten.)
19. December 2008 at 16:12
Liebe EU bitte überlegt es euch noch einmal. Man kann einen Kronleuchter nicht mit Energiesparlampen bestücken. Das geht so nicht…
19. December 2008 at 19:39
Ich bin im Moment nicht im Geltungsbereich des Grundgesetzes und kann deshalb zunächst mal nur eine sehr oberflächliche Meinung zur Verfassungsmäßigkeit eines Glühbirnenverbots abgeben. Die Schwierigkeit, welche Rechtsordnung für die Grundrechtskontrolle zuständig ist (die europäische oder die deutsche), stelle ich mal beiseite. Nach dem deutschen Grundgesetz gäbe es auf den ersten Blick keine Schwierigkeit mit der ‘Geeignetheit’ des Verbots in Hinblick auf das Stromeinsparziel. Denn Energiesparlampen sparen tatsächlich Strom ein, sogar – soweit ersichtlich – in ihrer Gesamtenergiebilanz. Wenn nun alle Menschen in Deutschland nur noch Energiesparlampen benutzen, ist es plausibel, dass man ein kleines Kraftwerk (oder so) abschalten kann (oder nicht zuschalten muss). Insofern ist das Verbot durchaus geeignet, Energie einzusparen. Die ‘Erforderlichkeit’ eines Verbots ist dabei eher zweifelhaft. Man hat sich zu fragen, ob es ein milderes Mittel gibt, das in Hinblick auf den Beleuchtungssektor gleich effektiv im Erreichen des Zieles ist. Ich könnte mir da als Alternative eine prohibitiv hohe Abgabe auf den Verkauf von Glühlampen vorstellen, die zum selben Effekt des Fast-Verschwindens der Glühlampe aus dem allgemeinen Gebrauch führen würde (der Einsatz von Energiesparlampen ist ja schon jetzt ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft). Hier könnte ein Ansatzpunkt für verfassungsmäßige Bedenken liegen.
19. December 2008 at 22:25
Endlich aus der Welthauptstadt eine Meinung!Eine Frage hab ich da noch: wie entscheidet man denn, für was es eigentlich geeignet sein soll? Da steht wohl kaum am Anfang des Gesetzt "wir machen das jetzt, um Strom zu sparen", oder? Weil, soweit ich das begriffen habe, ist das Ziel dieses Verbots ja nicht Energiesparen, sondern Treibhausgasemissionen zu senken, so wird es zumindest in der Öffentlichkeit verkauft. Und da ist es halt gerade ungeeignet, weil es das Emissionshandelsgesetzt gibt, und durch dieses sichergestellt ist, dass durch dieses Verbot eben gerade keine einzige Tonne weniger CO2 in die Atmosphäre gelangt.Und weil ich jetzt den Juristen gerade an der Hand hab: Würden die denn die Herstellung, oder den Verkauf verbieten? Wie ist das alles mit WTO Richtlinien unter einen Hut zu bringen? Kann nicht der indische Glühbirnenhersteller irgendwo Einspruch erheben, wenn die Europäer auf so plumpe Art und Weise den Freihandel einschränken und ihren Markt abschotten? Darf ich dann noch Glühbirnen in anderen Kontinenten kaufen und mit nach Europa bringen? Die Verwendung wollen sie ja scheinbar nicht verbieten…
20. December 2008 at 09:30
"der Einsatz von Energiesparlampen ist ja schon jetzt ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft"Diese oft gehörte Behauptung trifft es halt nicht ganz. Wenn ich Glühlicht viel angenehmer und die schnell hochschaltenden Birnen praktischer finde, widerspräche es für mich aller wirtschaftlichen Vernunft, Energiesparlampen zu kaufen, auch, wenn ich mir mit denen Stromkosten spare. Nicht alles, was Geld einspart, ist eben "wirtschaftlich vernünftig" (oder würde irgendjemand argumentieren, es sei "wirtschaftlich vernünftig", wenn wir ab jetzt alle ins Bett gehen, sobald es dunkel wird, weil das Strom und Geld spart?). Nutzenüberlegungen müssen auf individuellen Präferenzen aufbauen, sonst machen sie überhaupt keinen Sinn. Das ist doch der Grund, warum der Freie Markt so toll ist. <END OF RANT>Vielen Dank jedenfalls für Deine juristische Expertise. Ich bin froh, dass es wenigstens auf Grundlage der Erforderlichkeit Ansatzpunkte gäbe.
5. January 2009 at 21:20
"Sinnlos und gefährlich – Mediziner und Klimaforscher warnen vor EU-Glühlampenverbot"."(…) Professor Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Ko-Vorsitzender im Weltklimarat, bezeichnet den Brüsseler Beschluss im Interview mit report MÜNCHEN als "Unfug". (…)Auch im Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hält man das EU-Verbot für nutzlos. Laut dem ZEW-Klimaökonom Holger Löschel würden eventuelle CO2-Einsparungen durch das Verbot der Glühlampen und den Einsatz von Energiesparlampen am Ende durch die Marktmechanismen des Emissionshandels komplett kompensiert. Löschel gegenüber report MÜNCHEN: "Durch das Glühlampenverbot wird in Europa keine Tonne CO2 eingespart werden." Man habe mit dem Emissionsrechtehandel in Europa bereits ein sehr gutes Instrument, das eine Obergrenze für CO2-Emissionen festlegt. "Wenn nun durch das Glühlampenverbot weniger Strom nachgefragt wird, führt das dazu, dass die Stromerzeuger weniger von diesen Verschmutzungsrechten benötigen; genau diese werden aber andere Branchen aufgreifen und in der Summe bleiben die Emissionen an CO2 die gleichen." Emissionsrechtehandel und Glühlampenverbot zusammen, das funktioniere nicht, sagt Löschel: "Ökologisch ist das Glühlampenverbot vollkommen wirkungslos." (…)