Beim gestrigen Vortrag des Stanford-Bibliothekars Michael Keller zum Thema "The Future of Books" gab es für die wenigen unter den Zuhörern, die die Sendlinger Mordweihnacht nicht mehr selbst miterlebt hatten, nicht viel Neues zu hören. Dafür aber was Neues zu sehen bzw. zu befummeln: das Amazon Kindle. Cohu ist seit jeher keine blindwütige Buchfetischistin, sondern eine Contentophile, und daher solchen medialen Neuerungen gegenüber stets aufgeschlossen. Leider, oh leider genügt das Kindle meinen Ansprüchen nicht: zwar ist die Bildschirmqualität exquisit und das Lesen an sich angenehm – schön auch Funktionen wie die Schriftgrößeneinstellung – doch, ojeh, der Bildschirm baut sich viel zu langsam auf, so dass man nach dem Blättern einen Moment auf die neue Seite warten muss; deshalb ist Speedreading genauso unmöglich wie das vom Computer gewohnte Scrollen. Dazu kommen kleinere Probleme: das Kindle wird nicht von allen schön gefunden (s.Abb.), manch einer findet die Verschwendung von Bildschirmplatz für eine volle Tastatur hirnrissig, und – lästiges Detail – das Kindle ist an allen Ecke und Kanten dermaßen mit Knöpfen und Tasten übersät, dass man es gezwungenermaßen beim Hochheben auch umblättert. Also, einige Modelle muss man da wohl noch abwarten, bis die Anschaffung eines solchen elektronischen Büchleins Sinn macht. Mal ganz abgesehen davon, dass das Kindle und seine exquisiten Belieferungsfunktionen momentan eh noch nicht in Europa erhältlich – und in den USA ausverkauft – sind.
[Nebenfrage: Muss ich mir eigentlich Sorgen machen, wenn eine von mir frequentierte Institution als "die vielleicht wichtigste Einrichtung “neurechter Ideologiebildung”" bezeichnet wird?]
4. March 2008 at 23:19
Ohne Touch-Screen wird das nix.Abgesehen davon, kann ne gemoddete PSP oder ein ge’hacked’es iPhone das Gleiche in grün ohne alles verpflichtend von Amazon im Exklusivknebelvertrag beziehen zu müssen.Nen Monochrom allerdings als "true ink display" zu verkaufen, finde ich schon wieder ziemlich gelungen.
5. March 2008 at 08:59
Freund Harrison meinte nach der Begutachtung des Geräts auch gleich: "Des braucht an Tatsch!" (in österr. Tonlage auszusprechen).PSP und iPhone kommen an den Bildschirm nicht hin, das ist echt wie ein Buch vom Lesegefühl her, auch in der Sonne, schräg, etc. zu lesen. Mit einem herkömmlichen Monochromdisplay hat das nix zu tun ( "Elektrophoretisches Display"). Das ist die Stärke (Lesefreundlichkeit) und gleichzeitig die Schwäche (Langsamkeit) des Geräts…Die Exklusivbelieferung durch Amazon finde ich persönlich nicht so schlimm, aber gut, ist ein Argument…andererseits: das Kindle kann man ja vermutlich genauso hacken wie das IPhone.
5. March 2008 at 10:06
Wenn das Display tatsächlich so superkalifragilispliexplialigetisch ist (hab mit eigenen Augen bislang nur solche Elektrophordingens gesehen, die eher zu uneingeschränkter Häme angeregt haben), dann frag ich mich schon weshalb man danach keinen Cent mehr für das Design ausgeben wollte.
5. March 2008 at 12:58
Also in echt sah es nicht ganz so schlimm wie auf dem Foto, aber man könnte da schon noch dran arbeiten. Es erinnert etwas an "Hilfsgeräte für Behinderte" (á la Hawkings Sprachcomputer). Wobei ich persönlich ja das "Lifestyle-Design" (Mac etc.) auch nicht mehr sehen kann… (Die Konkurrenz sieht besser aus, hat "Tatsch", scheint mir aber für reines Lesen nicht so geeignet zu sein. Und kostet mehr als das Doppelte…)
7. October 2009 at 10:24
Der erste Gedankebeim Lesen von dem Ding war bei mir die damit verbundene UMTS-Flatrate in"über 100 Ländern" … da denk ich mir doch grad… wenn sich die Karte in dem jeweiligen Land eingeloggt hat, muß es doch möglich sein , ist man einmal im jeweiligen Netz eingeloggt, mit einem kleinen Hack auf andere Internetseiten zuzugreifen, eventuell sogar Adressen ansprechen, die einem IP-Telefonie ermöglichen – sprich – man hätte eine ziemlich weltweite internet-Flat … also wird es wohl nicht lange dauern, das Ding wird angezapft… bin mal gespannt was sich da in Zukunft tun wird …
7. October 2009 at 10:26
hm, sehe grad, iss hier schon älter, es geht natürlich um den Nachfolger von heute … http://winfuture.de/news,45120.html
7. October 2009 at 10:29
auch hier:http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/0,1518,653634,00.html
7. October 2009 at 10:52
Selbst, wenn das machbar ist – wenn man keine pdfs drauf lesen kann, bzw. nur mit Hilfe irgendwelcher abstruser Hacks, ist das Ding für mich schlicht eine Fehlkonstruktion…Ich fand die Besprechung des "Kindle 2" von Nicholson Baker sehr aufschlussreich. Für mich ist das jedenfalls nix, habe ich nach anfänglichem Interesse beschlossen, da warten wir besser mal ab was es in zwei, drei Jahren für Geräte gibt…