Liebe Briten, jetzt ist es Zeit, mal was Grundsätzliches zu klären. Wilderei ist ein rebellisches, stilvolles, naturnahes, traditionsbewußtes und der sozialen Gerechtigkeit dienendes, heldenhaftes Vergnügen. Bei uns im schönen Bayernland und auch in Tirol sieht man das an den zahlreichen im Volksgedächtnis vorhandenen und immer noch verehrten Wuiderern. Da ist zum Beispiel der Jennerwein Girgl, dessen Lied selbst Cohu öfters auf den Lippen trägt (was sie im Übrigen mit dem Hausmeister beim Meister Eder und seinem Pumuckl gemein hat): "Eees waar ein Schüüüüütz, in seinen schööönsten Ja-ha-reeen…" Dann gibt es natürlich den Bayerischen Hiasl, von dessen Bande die Wikipedia berichtet: "Man wechselte alle vier bis sechs Wochen in ein anderes Territorium, während die Behörden die Spur der Wildschützen ursprünglich nur bis zur jeweiligen Grenze verfolgen durften" – heute würde man sowas vermutlich der Al Quaida zurechnen, der Beliebtheit bei der Bevölkerung tat das keinen Abbruch. Zum Hiasl gibt es ebenfalls ein Lied:
Ich bin der bayrisch Hiesel
Kei’ Kugel geht mir ein:
Drum fürcht ich auch kein’ Jäger,
Sollt’s gleich der Teufel sein.
Und jetzt zu Euch, liebe Inselbewohner. Ihr habt da irgendwas ganz gründlich missverstanden. Unter Wildererromantik fällt nicht: Marmeladenbrote auf Landstraßen legen und das angelockte Wild mit dem Auto überfahren, um es dann zu Pie zu verarbeiten. Wie ihr das momentan in Dorset macht. Da müsst ihr Euch irgendwie was anderes überlegen. Dabei hören sich die Ortsnamen in der Gegend so nett an – Puddletown, Tolpuddle, Piddlehinton, Piddletrenthide, Affpuddle, Briantspuddle, Turnerspuddle – also, bitte, benehmt Euch doch dementsprechend.
(Bildausschnitt: Franz von Defregger, Wilderer in der Sennhütte, Zeno.org)
15. January 2008 at 18:23
Wo is denn der Hiasl-Text her.I bin da Boarisch Hiaslkoa Jager hot den Schneidder mir mei Feder und Gaahaamsbartvom Hiatei owakreit.hätt etz ii xagt…Juhui Haxn!
15. January 2008 at 22:35
Stammte aus dem Wikipedia-Eintrag. Muss aber zugeben, deine Hiaslversion ist wesentlich überzeugender. hier finde ich leider nichts drüber.
16. January 2008 at 10:57
Da kam mir der Wolf zuvor…Der Text ist von der Biermösl Blosn und ist auf der Platte "Wo samma" (mit den Toten Hosen) zu hören.
16. January 2008 at 11:34
Es gibt noch eine weitere Blosn Cd mit einem Lied über den boarischen Hiasl.Die CD Räuber und Gendarm. Inwieweit sich die beiden Fassungen unterscheiden kann ich aus dem Kopf gerade nicht sagen.
16. January 2008 at 11:54
@Thersites:Das ist ebenfalls eine sehr gute Platte, die sich aber wirklich an den ursprünglichen Fassungen orientiert.
16. January 2008 at 14:38
Also, wenn ich gewußt hätte, dass sich unter meinen Lesern soviele Experten für das Wildschützentum befinden, hätt ich natürlich von vorneherein besser recherchiert. Ich ging vom Durchschnittssaupreißn aus, der wo noch überhaupts nie eine "Gämse" gesehen hat weil es eine solche ja im Tierpark Hagenbeck gar nicht gibt (obligatorischer Link: "Alpenzoo")."Räuber und Gendarm" hab ich gleich mal auf meine Wunschliste gesetzt. Bei Amazon kann man reinhören, muss sagen auch das von Polt gelesene Jennerweinlied macht einen vielversprechenden Eindruck.