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Michelangelo hat das Prinzip der staatlichen Kulturförderung im Jahre 1511 wohl am besten dargestellt: der kreative Funke springt von Vater Staat (rechts, von Steuerzahlern umgeben) auf den (noch) armen und nackten Künstler über. Dann setzt die Renaissance ("Wiedergeburt") ein. (Wikimedia Commons) |
Wenn der Staat eines kann, dann ja wohl Kulturförderung. Wo wäre die Kunst heute ohne Kulturreferate? Richtig, da steckengeblieben, wo man aufgrund fehlender Zuschüsse noch nichtmal drei Dimensionen kannte oder das Geld schlicht nicht reichte für korrekte perspektivische Darstellung. Anfang des 20 Jahrhunderts konnten verarmte Künstler sich dann nicht mal mehr Gegenständlichkeit leisten, eine Entwicklung hin zur notgedrungenen Sparsamkeit setzte ein, die schließlich in Malewitsch’s lächerlichem Schwarzem Quadrat auf weißem Grund gipfelte.
Zumindest stellenweise wurde die Finanzierungslage, und damit natürlich die Kunst, dann aber doch besser. Arno Breker hatte genug Bronze zur Verfügung, um so manchen zünftigen Jüngling zu schmieden (für Giacometti kam die staatliche Unterstützung jedoch sichtlich zu spät). Auch jenseits des eisernen Vorhangs ging es kulturförderungstechnisch und damit auch künstlerisch endlich wieder voran, wobei das Geld für den Дворец советов leider genausowenig reichte wie für die Welthauptstadt Germania. Schade, gerade in diesen Fällen hätte eine ausgedehntere Kulturförderung doch schlimmeres (Ausgaben für andere Ressorts) verhindern können!
Es steht insgesamt fest: staatliche Lenkung und Förderung der Kreativen führt in vielen, wenn nicht gar allen Fällen zu künstlerischen Spitzenleistungen. Das, und damit komme ich zu meinem Thema, hat auch Großbritannien erkannt und ruft eine "neue Renaissance" aus. Statt nach dem Gießkannen- oder Gerechtigkeitsprinzip Kulturförderung über die Massen auszuschütten, so fordert ein vom Kulturminister James Purnell in Auftrag gegebener Bericht, sollte die Kulturförderung auf Exzellenz abzielen und vor der Förderung auch mal schonungslos Beurteilen, was gute und was schlechte Kunst ist:
"People have got to have the space and the courage to say, ‘Actually, this is better than that, and we’re going to fund the stuff which is going to be world-class.’ " (Guardian)
Das kann nur gutgehen. Und man kann es den Briten auch nur wünschen. Schließlich ist, nach weitverbreiteter Ansicht, schon die erste Renaissance an Großbritannien spurlos vorübergegangen – aufgrund fehlender staatlicher Kulturförderung! Das darf nicht nochmal passieren.
5. January 2008 at 13:25
Vielen Dank für die Fehlerkorrektur bei B.L.O.G.. Was deine o.g. Hoffnungen betrifft bin ich dagegen skeptisch. Was du offenbar präferierst ist elitäre, handverlesene Kunst, die nicht der Zahlungsbereitschaft von Konsumenten im Wettbewerb, sondern den von anderen finanzierten Präferenzen einer selbsternannten kulturellen Avangarde entspricht. Ganz abgesehen, dass dein Grundsatzurteil vernachlässigt, dass Kulturförderung so ziemlich die stärkste Form der Umverteilung von Unten nach Oben, also vom anspruchslosen Fernsehgucker niedriger Einkommensklassen zum gutveerdienendem Großstadtbohemen ist. Für eine umpfangreiche Gegenposition zu deiner These empfehle ich dir die Bücher "In Praise of Commercial Culture" und "Good and Plenty" von Tyler Cowen.
5. January 2008 at 15:11
Ironie erkannt, Gefahr gebannt 🙂
5. January 2008 at 15:43
Also Breker ginge ja noch, aber dass man mir ernsthaft zutraut, Immendorfs güldenen Sozenaltar gut zu finden, trifft micht jetzt schon…Ich bin, um das nochmal klarzustellen, ganz Deiner Meinung, SteffenH.Trotzdem danke für die Buchtipps, wußte gar nicht, dass Tyler Cowen sich damit so beschäftigt hat.
6. January 2008 at 12:10
Uups, für diese Spitzfindigkeit bin ich wohl zu grob gestrickt. Aber es freut mich, dass dich die Buchtipps interessieren. 😉