Et altera ad astra

Um ein Auskommen in der Wissenschaft zu finden, braucht man nicht nur Networkingfähigkeiten, die Bereitschaft, sich hierarchischem Patriarchat und markerschütterndem Bürokratismus unterzuordnen oder gar ein Talent zum wissenschaftlichen Arbeiten, nein, der Erfolg hängt auch von leicht zu übersehenden Kleinigkeiten ab. Ich meine nicht die Geschlechtschromosomen (wobei man es auch hier mit einem Y statt X leichter hat!), sondern…den Anfangsbuchstaben des Nachnamens.
Aufgrund der verbreiteten alphabetischen Zitierweise bei akademischen Publikationen wird nämlich z.B. eine AutorIn namens Zuzelbacher, Zenzi (oder gar Zachary Zzzzzzzzzra) immer nur unter "et al." auftauchen, während ein Aargauer, Alfons bei gleicher Publikationsleistung stets das Kurzzitat sein eigen macht! Dieser Effekt ist, wie das lesenswerte Blog "Overcoming Bias" berichtet, in der Wirtschaftswissenschaft nicht ohne Einfluss:

"[Einav and Yariv (2006)] showed that faculty with earlier surname initials were disproportionately positively represented among tenured faculty at top ten economics departments, fellows of the Econometric Society, and, to a lesser extent recipients of the Clark Medal and the Nobel Prize. These statistically significant differences remained even after they controlled for country of origin, ethnicity, religion or departmental fixed effects."  (Overcoming Bias)

Ein kleines Caveat für die, bzw. den Ökonomen unter meinen Lesern, deren Nachname mit "A" anfängt: der Effekt lässt nach, wenn man das Untersuchungsfeld auf weniger renommierte Departments erweitert. Noch bessere Erfolge ließen sich vielleicht noch mit einem Namen erzielen, der auf jeden Fall im Gedächtnis der lesenden Ökonomen haften bleibt – wie wäre es, in Anlehnung an den Australischen Politiker Nigel Freemarijuana, mit "K. Nswaswrong" oder "I.M.Johngalt". Damit wäre einem aufstrebenden Jung-VWLer eine steile Karriere, ach, was sag ich, der Nobelpreis sicher!

(Bildausschnitt: ASL-Fingeralphabet, Wikimedia Commons)

2 Responses to “Et altera ad astra”

  1. blogschrift Says:

    In der "akademischen Gemeinde" hält sich ja seit Jahr und Tag (angefeuert auch durch entsprechende parodistische Texte der *Neuen* Frankfurter Schule) das Gerücht, das Theodor W. Adorno aus eben jenem Grund den schönen Namen Wiesengrund zu einem kümmerlichen W. reduziert hat und stattdessen den Namen seiner italienischstämmigen (wenn ich mich recht entsinne) Mutter für seine wissenschaftliche Karriere gewählt hat.Schöner Nebeneffekt neben der erwähnten Zitierweise von Sammelwerken: man steht auch im (ordentlichen) Bücherregal prominenter.

  2. cohu Says:

    Sehr schön. Das Verfassen vollständig unzugänglicher/unverständlicher Texte, eine große Kunst übrigens, war ja auch lange ein guter Weg zum philosophischen Ruhm. Auch da hat sich TWA nicht ungeschickt angestellt. Im Bücherregal wäre es wohl am besten, man hieße irgendwie mit G, H oder so, dann stünde man auf Augenhöhe…(vgl. Produktplazierung im Supermarkt). In der Hinsicht sieht es für mich ganz gut aus!


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