To the Lighthouse

Leuchtturmwärter Cohu

So, da isse wieder, Eure Cohu. Begrüßt wird man hier gleich von seltsamen Nachrichten, etwa jetzt diese Transrapid-Sache. Also, ob die den bauen oder nicht ist mir persönlich wurscht (gibt vermutlich größeren Schmarrn, um Steuern zu vergeuden, siehe: Werbekampagnen der Bundesregierung, Programmierung von Trojanern). Aber diese seltsame Metapher, die sticht mir ins Auge: "Stoiber sprach von einem "Leuchtturm-Projekt" deutscher Hochtechnologie." (FTD)
Ich bin weitestgehend eine Landratte, aber die Funktionsweise von Leuchttürmen (so hab ich das auch im Urlaub kennengelernt, wo wir einen ganz charmanten Leuchtturm inkl. verlassenem Leuchtturmwärterhäusl besucht haben, siehe Abb.), sieht doch so aus, dass man das Ding weiträumig umfährt. Sonst: Kawumm, denn Leuchttürme sind ja üblicherweise auf Land gebaut, während Schiffe, mit Ausnahme der Kirchenschiffe, sich nur im Wasser wohlfühlen. Die Kombination von "Leuchtturm" mit "Hochtechnologie" schafft zudem eine reizvolle Inkonsistenz, schließlich sind diese Dinger seit der Einführung von GPS und Radar für die ernsthafte Seefahrt so gut wie überflüssig geworden. Und zu allem Überfluss ist ein Leuchtturm auch noch eine Einrichtung, die seit Nutzbarmachung der Elektrizität praktisch keine Arbeitsplätze mehr schafft (vgl.: seit 20 Jahren verlassenes Leuchtturmwärterhäusl!). Heutzutage betreibt ein einziger Arbeitnehmer 4 oder 5 Leuchttürme! Was hat das nur mit dem Transrapid zu tun, der uns bekanntermaßen um (Jahr)millionen nach vorne katapultieren wird, fortschrittstechnisch, wirtschaflich und arbeitsplatzmäßig gesehen???
Insgesamt fällt mir zu dem ganzen eigentlich nur eine positive Interpretation ein:
 Dadurch, dass wir den Transrapid bauen, bewahren wir andere (Europäer) davor, auf Felsen aufzulaufen. Etwa auf Felsen in Form von absurden Hochtechnologieprojekten. Ein hehres, altruistisches und sinnvolles Projekt, denn nichts ist wirkungsvoller als ein warnendes Beispiel (siehe auch).

2 Responses to “To the Lighthouse”

  1. terre des pommes Says:

    Da du, wie du sagst, eine Landratte bist, verzeihe ich dir alle Unkenntnis der Usancen und kläre dich über die ungeheuer findige Leuchtturmmetapher auf.In Alexandria stand ein großer Leuchtturm vor dem Hafen und wies den Handelsreisenden den Weg. Diese aber sahen das Feuer von Weitem und verfehlten so die Einfahrt nimmermehr. Und wie das Feuer des Turms die Suchenden anzog, so ruft heute der Transrapid uns allen zu: Hierher, zu mir! Kommt, wenn ihr den Flug-Hafen sucht! Wenn ihr euch an meinem Schein orientiert, verfehlt ihr die Einfahrt niemals.

  2. cohu Says:

    Sich in die Tradition der antiken Weltwunder zu stellen, das sieht unseremsehrveehrtenministerpräsadenten ähnlich…danke für die Aufklärung! Dass Stoiber sich tatsächlich als Ptolemaios der Moderne sieht, wird auch durch die bei beiden Leuchtturmbauenden Staatsmännern turbulente Nachfolgeregelung bestätigt:"285 v. Chr. ernannte Ptolemaios seinen Sohn aus der Ehe mit Berenike I., Ptolemaios, auf deren Betreiben als Ptolemaios II. zum Mitregenten, was zugleich die festgesetzte Nachfolge bedeutete. Sein ursprünglicher Thronfolger (…) floh zusammen mit seiner von Ptolemaios I. verstoßenen Mutter an den Hof des Lysimachos." (Wikipedia). Dieser Ptolemaios II. tat sich im Übrigen hauptsächlich durch eine Ehe mit seiner eigenen Schwester hervor – wer weiß, was uns bei den Stoiber-Nachfolgern erwartet!


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