Licence to smack – Die Lizenz zum Watschen

“Parents are allowed to give their children a “mild smack”. This right to smack extends to those who have parental responsibility, such as grandparents or other family members.”

BBC News – School smacking loophole closed.

Darf man seinen volljährigen Kindern eigentlich auch “mild smacks”, oder, wie der Bayer sagen würde, eine leichte Watschn geben? Denn wie allen Eltern von erwachsenen Kindern längst klar sein dürfte, hört die Erziehung ja nicht mit dem 18. Geburtstag auf…

9 Responses to “Licence to smack – Die Lizenz zum Watschen”

  1. ilse aus Minga Says:

    spricht hier die Mutter eines erwachsenen Kindes, die gerne mal eine Watschn verteilen würde – legitim?

  2. cohu Says:

    Neee – eher jemand, der sich darüber wundert, warum man sowas bei Kindern an sich OK findet (und als “smacking” verharmlost), während es jedem absolut klar ist, dass sowas bei Menschen über 18 ganz sicher nicht legitim wäre…

  3. T.M. Says:

    Frollein cohu, glauben Sie mir, es gibt Fälle, da ist “smacking” durchaus usw. – Ich kenne da beispielsweise einen Zehnjährigen, der hat seiner alleinerziehenden Mutter, einer ohnehin arg geplagten Lehrerin, das Auto aus der Garage heraus an einen massiven Pfeiler der Grundstücksausfahrt gedonnert, woraufhin die rechte Seite von vorn bis hinten … Ihm war langweilig.

  4. cohu Says:

    …und das war dann erfolgreiche Erziehung? Ich vermute eher, der Mutter war die Watschn danach auch eher peinlich und nach dem Schreck hat sie sich geschworen, dem Buben nie wieder eine runterzuhauen.

    Um diese Fälle geht’s aber nicht, sondern um den regelmäßigen Einsatz von körperlicher Gewalt zur Erziehung. Das soll gesetzlich wie moralisch gerechtfertigt sein. Und da muss man sich doch ernsthaft fragen: Wenn Watschen so ein gutes Erziehungsmittel sind, warum dann eigentlich nur bei Kindern? Warum dann nicht auch mal bei der Freundin bzw. dem Freund zulangen? Oder bei den Kollegen? Oder beim Nachbarn, wenn er mal wieder so saudumm einparkt? Ach so: die könnten ja zurückhauen…

  5. Wolf Says:

    Ich bin noch gewatscht worden. Von Eltern und Lehrern (zumindest seitens letzterer müsste es schon illegal gewesen sein). Nicht gerade täglich im Keller ausgepeitscht, aber die Möglichkeit war ständig da. Und ich behaupte entgegen der gerne hingepfefferten anderslautenden Behauptung: Doch, das schadet. Es kann einem andauernd etwas passieren, wogegen man wehrlos ist — Eltern zurückwatschen, das kriegen nur die fortgeschrittensten Rebellen hin, jedenfalls unter 18.

    Die Hand gegen gegen Menschen zu erheben muss grundsätzlich strafwürdig sein, es gibt kein Argument für den bewussten Einsatz. Wenn sich das auch noch gegen eigenes “Fleisch und Blut” wendet, finde ich das keinen Freischein oder auch nur strafmildernd, sondern umso ungeheuerlicher.

    Und da rede ich nicht von Ausnahmezuständen wie dem beschriebenen, wo ein gelangweilter Fratz eine Situation ausreizt oder was weiß ich, ich war nicht dabei: Ja, es kann sein, dass einem da “die Hand ausrutscht”. Das muss aber behandelt werden wie eine Affekthandlung und nicht wie ein zulässiges Erziehungsmittel.

    Aber was red ich. Hätte ich Kinder, würde ich sie wahrscheinlich verweichlichen.

  6. T.M. Says:

    Die Frage ist: was ist Gewalt? Oder warum soll körperliche Gewalt verboten sein, während beispielsweise psychische von allen Seiten her erlaubt bleibt? Und ich meine nicht Mobbing – auch das Aufzwingen eines elterlichen Willens oder sehr feinfühlig gesprochen: jede Art von Erziehung ist genaugenommen schon psychische Gewalt, von ganz handfesten Dingen wie schulischem Leistungsdruck oder Erwartungshaltungen hinsichtlich der Berufswahl oder Bevorzugung eines Kindes gegenüber einem anderen oder dem berühmten “Solange Du Deine Füsse unter meinen Tisch steckst” usw. ganz zu schweigen.

    Es ist ein verdammt schwieriges Thema. Es hat letztendlich damit zu tun, (s)einen (und zwar einen langfristig erträglichen) Platz innerhalb einer gegebenen Hierarchie zu finden. Und das geht nunmal nicht immer einfach automatisch, nicht ohne Autorität und auch nicht ohne Formen erzieherischer Gewalt, insbesondere wenn die Persönlichkeit noch nicht voll ausgeprägt ist. Es setzt nämlich sonst implizit einfach Erkenntnis- und Selbsterkenntnisfähigkeiten als vorhanden voraus, die sich in Wirklichkeit erst viel später entwickeln.

    Disclaimer: Nein, ich verteidige hier nicht das Prügeln. Ich bin nur für eine ganzheitliche Sichtweise von Gewalt aller Art.

  7. cohu Says:

    Das mit der psychischen Gewalt und den notwendigen Hierarchien etc. pp. gibts aber natürlich auch in allen Beziehungen unter Erwachsenen. Man betrete eine beliebige Firma/WG/Freundeskreis – Hierarchien, wo man hinschaut, Aggression und Autorität unvermeidlich. Und trotzdem ist da vollkommen klar: Man schlägt seinen Ehegatten/Kollegen/Mitbewohner nicht, und schon gar nicht ins Gesicht, und wenn man das aus Versehen oder im Affekt doch einmal tut, entschuldigt man sich schleunigst und versucht, es wieder gut zu machen. Warum das im Verhältnis Kind-Eltern anders sein soll, sehe ich nicht… Mangelnde “Erkenntnis- und Selbsterkenntnisfähigkeiten” kann ich übrigens auch bei vielen erwachsenen Mitmenschen tagtäglich feststellen – soll ich es mal mit Watschen probieren, wenn jemand schwer von Begriff ist? 😉
    Natürlich ist das ein schwieriges Thema, aber die Grundregel “Keine körperliche Gewalt, und schon gar nicht gegen Schwächere” scheint mir doch eine ziemlich gute zu sein.

    (Was ich an dem Artikel besonders irritierend fand, war die Formulierung, Eltern hätten ein Recht darauf, solche Mittel anzuwenden. Als wären es in diesem Kontext ausgerechnet die Eltern, die sich durch verbriefte Rechte vor Stärkeren schützen müssten…)

  8. Stadtneurotiker Says:

    In Deutschland ist “mild smack” als der berühmte und gerne verharmloste “Klaps” auf den Hintern bekannt, der angeblich noch niemandem geschadet hat.
    Streng genommen steht sogar der inzwischen unter Strafe.

    @T.M.:
    Nicht-Erziehung kann auch eine Form von Gewalt sein…

  9. cohu Says:

    Überall in Deutschland gibt es den “Klaps”. Nur nicht in unserem schönen Bayernland, der Heimat der über und über mit süßen Früchten behangenen Watschenbäume.

    (Mittlerweile werden die aber nicht mal mehr selbst gepflückt, sondern durch abgepackte Convenienceprodukte ersetzt. Ich habe jedenfalls unter jungen Leuten schon den Spruch gehört: “A Packerl Watschn is schnell aufgrissn”)


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