Heute im Bus zum Schwimmbad bemerkt, dass Brille auf der Nase statt Kontaktlinsen in den Augen. Kurz darüber nachgedacht, doch noch umzukehren. (Cohus naturbelassenes Sehvermögen entspricht etwa der Phototaxis eines Geißeltierchens, oder für Nichtbiologen: Wenn ich in die Männderdusche ginge, würde ich es nicht merken. Höchstens nach haptischer Erkundung der näheren Umgebung.) Dann aber doch das Schwimmen gewagt, ganz ohne Sichtkorrektur. Und, siehe da: Ein Wunder! Unter Wasser, nur mit einer ungeschliffenen Schwimmbrille angetan, konnte ich sehen wie ein Adler (oder sagen wir: wie ein Pinguin). Ein kurzer Blick ins Becken zeigte mir alle Schwimmer, die ich über der Wasseroberfläche nur schemenhaft oder gar nicht sah, gestochen scharf. Ich konnte sogar die Fliesen zählen.
Man könnte das jetzt vermutlich irgendwie mit ein bisserl Optik auf Oberstufenniveau erklären, aber Moment mal, nicht so schnell! Ich deute es als weiteres Indiz für die Theorie vom aquatic ape,also dem Wasseraffen (nicht zu verwechseln mit dem Seamonkey – so geschickt wurden in den USA die aus Yps bekannten Urzeitkrebschen vermarktet – oder der Affenfamilie der Meerkatzen). Kurz gesagt ist die aquatic ape hypothesis die Theorie,
“nach der die Vorfahren der Menschen (Frühmenschen) in ihrer Evolution – der Hominisation – eine teilweise aquatische (wasserlebende) Phase durchgemacht haben sollen.” (Wikipedia: Wasseraffen-Theorie)
Als Argumente dafür werden angeführt: das menschliche Unterhautfettgewebe (sonst haben das nur Robben und Wale), der angeborene Tauchreflex (bekannt vom Nirvana-Cover), unsere Schwimmhäute (?), unser aufrechter Gang (Ok, das ist kompliziert) und unsere Nacktheit (wieder: genauso wie bei Meeressäugern), unser schwach ausgebildeter Geruchssinn und unsere seltsame Nasenform, die ein freihändiges Tauchen ermöglicht, sowie der hohe Salzgehalt menschlicher Tränen und Schweißabsonderungen, der eher zu Meeresgetier passen würde.
Und dazu kommt jetzt auch noch – Trommelwirbel und Tusch!-: scharfe Sicht unter Wasser! Ich weiß nicht, wie das bei meinen Lesern ist, aber ich stamme eindeutig von solchen Wasseraffen ab…
(Bild: PLoS Biology: Wild Gorillas handy with a stick, via: Wikimedia Commons)
12. February 2010 at 16:09
Vielleicht kehren wir aber ins Wasser zurück. Vielleicht haben Wale ja auch an Land geprobt. Und wenn man genau hinschaut, sieht man den Flußpferden ihre nahe Verwandtschaft mit den Walen schon an, haarlos, nackig, Unterhautfettgewebe. So ist der normale Fastfoodesser und Biertrinker nur der Vorbote einer viel größeren Sache. Ihr Auftrieb wird einmal die Menschheit retten.
12. February 2010 at 16:55
Also erstens mal, eine Männerdusche ist nicht halb so interessant wie ihr weibliches Pendant. Findich. Und zwotens, vielleicht evaluieren Sie jetzt mal aquatische Lebensweisen, Zooaquariumsputzkraft, Tauchlehrerin, Baywatchnixe und so. Da wird sich doch was finden lassen.
13. February 2010 at 08:30
@croco: Nilpferde der Fettheit zu bezichtigen, tsts, typisch Krokodil! Das sind alles Muskeln!
@T.M.: “Meeresbiologin” wäre der entsprechende Mädchen-Lieblingsberuf, glaube ich…
14. February 2010 at 13:29
Also ich stamm von den Affen ab, die auch mit Brille schwimmen können. So gut wie solche eben schwimmen können.
14. February 2010 at 16:37
Ganz reizend…
14. February 2010 at 22:44
ich bin Brillenschlange und selten unter Wasser – seufz
15. February 2010 at 14:13
eine sekunde…”meeresbiologe” ist ein mädchen-lieblingsberuf? oh nein! ich muss meine gesamte geschlechtliche konzeption überdenken…mein weltbild…wie gut, dass ich in der schule wenigstens später lernte, biologie als fach zu hassen!
15. February 2010 at 15:49
Das Fach Biologie hat anscheinend mittlerweile einen Frauenanteil von mehr als 60%…ja, schockierend. Diesen Damen ist wohl nicht bewusst, dass unser Land eines heute dringender braucht denn je: Germanistinnen!!!
15. February 2010 at 18:15
Packender Lehrblog! Unterhautfett und Germanistinnen – hab schon allerhand gelernt durch Cohus Schwimmtraining…
Aber eine finale Einsicht, ein knackiger Merksatz, eine Moral von der Geschicht’, das fehlt mir noch.
Was in dem Stil:
Click to access ulb6_s132_134_lesetechnik_textsorten.pdf
PS: “… Ignorant = Nichtwisser, Dummkopf” Köstlich! Was täten wir nur ohne Cornelsen…
15. February 2010 at 18:54
Das Gedicht ist sehr schön.
(Auch sehr bezeichnend, dass die neben die Zeile “…versucht sie an die Stirn, dann an den Schwanz zu stecken” ausgerechnet das Bild eines bekanntermaßen schwanzlosen Schimpansen pappen… da waren GermanistInnen am Werk!)
16. February 2010 at 09:12
Mädchen wollen doch alle immer irgendwas mit Pferden. Wahrscheinlich also eher Seepferdchen. – Argh, ist das eine kaputtene Welt geworden …
P.S.: Waren nicht früher SoziologInnen jene welche? Und heute sind es GermanistInnen?
17. February 2010 at 08:20
(Angesichts der wirklichen Lieblingsfächer sollten wir über die armen Germanistinnen vielleicht nicht so sehr spotten – die sind doch ein ganz gutes geisteswissenschaftliches Verdünnungsmittel für die riesige BWLer- und Juristenschwemme.)
17. February 2010 at 09:50
Was – wo ist denn das ehrwürdige Fach “Maschinenbau” geblieben? Nicht unter den besten 20??? – Es geht zu Ende, glaub ich.
17. February 2010 at 10:25
Ne, so weit ist es noch nicht gekommen, das steht auf Platz 5 der Liste (Männerquote: gruselige 92,4%)
22. November 2010 at 23:53
Wieviel von dieser Wasseraffentheorie aus Sicht der Biologie wirklich zu halten ist sieht man hier. Eine ausführliche Seite auf Deutsch dazu zu finden ist gar nicht so einfach…
http://www.xonk.de/biologie/bachelor/evolution/themen/aquatic_ape/