Mutts like me

Das Ritual des High Table wird in manchen Colleges inzwischen eher begangen wie ein normales Abendessen, mit einem dahergenuschelten Benedictus benedicat und Silberbesteck, das sogar Don Alphonso auf dem Flohmarkt liegen lassen würde. Nicht so in  The Queen’s College (wegen Verwechslungsgefahr  mit einer ungleich jüngeren und unbedeutenderen Institution ist auf Artikel und korrekte Apostrophierung zu achten).

Wie Cohu bei Teilnahme an dieser Zeremonie letzte Woche feststellen konnte, wird der High Table an diesem College noch ernst genommen und mit der Ernsthaftigkeit einer (katholischen!) Liturgie zelebriert. In Queen’s studierten unter anderem der Begründer des Utilitarismus (nicht zu verwechseln mit dem hier), der Erfinder des www (nicht zu verwechseln mit dem hier) und der Mann hinter dem beliebtesten Edmund aller Zeiten (nicht zu verwechslen mit SCNR).

Groß war allerdings Cohus Erstaunen, als ihr die Dame, die im Upper Senior Common Room dieses Colleges von einem Ölgemälde lächelt, bekannt vorkam. Es handelte sich dabei um ein Porträt der sagenumwobenen Sophie Charlotte von Mecklenburg Strelitz von einem gewissen Henry Robert Morland (nebenstehende Abbildung zeigt die gleiche, ziemlich unverwechselbare Dame, gemalt von  Esther Denner). Woher kam mir nun das Gesicht dieser Dame so bekannt vor? Von Queen Charlotte, Frau des nicht minder sagenumwobenen König Georg des Dritten, wird gemunkelt, sie sei teilweise afrikanischer Abstammung gewesen. Zurückzuführen auf einen portugiesischen Ast in ihrem Stammbaum, in dem auch Mohren auftauchten. Ein Zeitgenosse schrieb ihr ein “true mulatto face” zu, noch berühmter ist ein zu Ihrer Krönung verfasstes Gedicht, in dem es etwas kryptisch heißt:

Descended from the warlike Vandal race,
She still preserves that title in her face.
Tho’ shone their triumphs o’er Numidia’s plain,
And and Alusian fields their name retain;
They but subdued the southern world with arms,
She conquers still with her triumphant charms,
O! born for rule, – to whose victorious brow
The greatest monarch of the north must bow.

Und woher kannte ich nun die Dame? Aus einer Artikelserie über “Blurred Racial Lines”, den ich mal bei Frontline entdeckt hatte. Wenn tatsächlich etwas dran ist an der Afrikanität der Dame (immerhin findet man sie auf der Seite 100greatblackbritons.com), dann waren die Engländer den USA gute 250 Jahre voraus, was Mischlinge(*) in Machtpositionen angeht.

(*) Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass es im Deutschen kein passables Wort für “multiracial” oder “mixed-race” zu geben scheint? “Mischling” ist vielleicht besser als “Mulatte”, hat aber doch eine seltsamen Klang. Die Konnotation gibt es allerdings nicht nur im Deutschen

(Bildausschnitt: Esther Denner, Queen Charlotte, Wikimedia Commons)

One Response to “Mutts like me”

  1. ilse aus Minga Says:

    ich werde dich schrecklich vermissen!


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