Shepherd’s Pie ist ein köstliches Herbstgericht, leider nicht besonders fotogen, und in Deutschland nur mit einigem Aufwand herzustellen, da Lammhackfleisch schwer zu besorgen ist – teilweise wird es gar nicht angeboten (z.B. in der Karstadt-Feinkostabteilung am Hauptbahnhof), in Metzgereien nur nach Vorbestellung. Angeblich ist es problematisch, das Lammfleisch durch den "normalen" Fleischwolf laufen zu lassen, weil sich der nächste Kunde am Geschmack stören könnte, deshalb wird das nur extra nach Ladenschluss gemacht. Seltsam, schmeckt man das bisschen Schaf wirklich so raus? Hier gibt es Lammhack in jedem Supermarkt (übrigens mit Halal-Zertifikat, was auf die Hauptabnehmer hinweist) – sehr lobenswert und schmackhaft. Der Shepherd’s Pie kann auch mit Rindfleisch gemacht werden, dann heißt er allerdings "Cottage Pie" und schmeckt ganz anders.
Nun aber zum unreinen Teil dieses Postings. Es gibt, liebe Leser, exakt einen guten Grund,(*) warum Italienerinnen über 40 eher Dottore Pedersoli nacheifern als Signora Hunziker. Er, bzw. sie fängt mit "P" an und hört mit "orchetta" auf. In den Marken haben wir sie beim Metzger vor Ort gekauft, dazu reichte sogar Cohus Italienisch. Seitdem taucht sie in meinem Träumen auf. Diese Spezialität ist – je nach Interpretation – eine im buchstäblichen Sinne fleischgewordene Widerlegung der Sure 5:3 oder jedenfalls eine Verlockung von geradezu satanischen Ausmaßen. Ein Spanferkel wird entbeint und mit Kräutern (z.B. Fenchel oder Rosmarin) und Salz aufgerollt und schließlich über einem Holzfeuer geröstet. Unser bayerischer Schweinsbraten, den der Doktor in jugendlicher Verirrung sogar als heiligen Gral bezeichnet, kann dagegen sowas von einstecken. Es mag heutzutage gang und gäbe sein, kaltes Fett als Inbegriff der Ekligkeit zu sehen: wer solchen Unfug vertritt, hat sich allerdings noch nie die Lippen nach einer himmlischen Scheibe schmalzig-fettiger Porchetta geleckt. Brot dazu ist unnötig und würde nur ablenken.
(*) Gut, in Wirklichkeit gibt es noch zahlreiche andere exzellente Gründe dafür. Probieren kann man die z.B. in der Osteria de le Cornacchie, exemplarisch herauszuheben ist der Ciambellone, ein erstaunlich saftiger Kuchen, den ich bei Gelegenheit nachkochen muss, wenn mein Italienisch gut genug ist, um entsprechende Rezepte zu entziffern. Dem Geschmack nach muss Hefe drin sein und das hier ist demnach ein Schmarrn. Oder die geschmorte Kalbshaxe, die erstaunlicherweise genauso schmeckt, wie man sich als Kind die knusprig gebratenen Wildschweine vom Obelix immer vorgestellt hat…oder die gebackenen Bohnen…das Rührei mit Pilzen…
(Bilder: Ausschnitt aus Ernst Meissner, Schäfer, Alessio Damato, Wikimedia Commons)
24. October 2008 at 07:20
damit du nicht erst italienisch lernen musst: http://www.arte.tv/de/Willkommen/europa/zu-tisch-in/Die-Rezepte-von-A-bis-Z/1311504.html
24. October 2008 at 07:22
Dankeschön! Diese Seite ging gestern irgendwie nicht…Das Rezept scheint mir genau richtig zu sein, nur würde ich es ohne Schokoladenstücke machen – der Wirt hat es uns stattdessen mit einem Riesenglas Nutella serviert, was erstaunlicherweise wirklich gut passte *schleck*