Ja mei, die Briten: sie freuen sich, wenn doch mal einer der ganz großen zu ihnen rüber kommt und ihnen eine Kultur mitbringt, besonders wenn es eine hohe ist. So hätten sie eigentlich das Glück gehabt, dem größten Klaviererer aller Zeiten, am Sokolov Schorsch, lauschen zu dürfen – im Barbican wollte der in Italien wohnende russische Genius am 10. Mai spielen. Nur dann war halt das Blöde, dass man heutzutage ja niemandem mehr trauen darf, schon gar nicht als Engländer einem Russen, und überhaupt könnte da ja ein jeder kommen. Also hat man dem Schorschi gesagt: Schorschi, geh her, bevor hier eingereist wird, schickst Du uns einen Fingerabdruck, einen biometrischen. Den macht dir ein freundlicher Herr in der britischen Botschaft in Rom. Jetzt ist das blöde, dass der Schorschi ein schwieriger Mensch ist, der alles in allem lieber klavierert, als nach Rom zu fahren. Dem ist schon eine CD-Aufnahme zu blöd, und so ein biometrischer Zwergerlaufstand gleich dreimal. Deshalb bleibt der Tastenschorsch dieses Jahr daheim. Und das Barbican sagt sein Konzert ab. Und der kulturliebende Brite weint, was blöd ist, weil: vor dem Russen kann man sich nicht genug in Acht nehmen. Wer weiß, was der Sokolov angestellt hätte, mit seinem Geklimper, seinem radioaktiven.
Cohu übrigens lässt es gar nicht drauf ankommen (wer weiß, was dem Beckstein demnächst einfällt?) und fährt direkt ins Teatro la Fenice, da werden sie ihn ja noch reinlassen. Alle anderen bekommen zumindest das hier, was eine schöne Illustration bzw. Vertonung ist für diese absurde Geschichte.
26. April 2008 at 09:49
Kaum deckt cohu diesen Skandal auf, schreibt auch die Mainstreampresse schon drüber! Hier The Independent und hier die New York Times.
27. April 2008 at 15:24
herrgott was für eine s*****! die vorstellung hier in münchen im märz habe ich verpasst, weil eine theater-generalprobe dazwischengekommen ist (aufgrund der dämlich-dusseligkeit einer gewissen regisseurin); und die in london verpasse ich, weil die zeitmaschine, die 1984 nach 2008 holen soll, gerade beim herrn sokolov ausschlägt (obwohl ich zufällig genau zu dieser zeit im mai in london bin)!sage mir jemand, wie kann ich so viel pech haben, wenn es darum geht, grigorij sokolov zu hören?! wieso?!?aber recht hat er, der mann. er gibt nie etwas von sich, aber er weiß, was in der welt um ihn herum passiert, ganz gemäß dem genie. dafür respektiere ich ihn.
27. April 2008 at 15:33
Das wird schon noch mal klappen, er spielt ja ständig in Europa. Hier ist ein Kalender von seinem Manager, allerdings ist der sicherlich nicht vollständig.
28. April 2008 at 17:31
der mann ist vor 10 tagen 58 jahre alt geworden, wer weiß, wie lange er noch spielt…
28. April 2008 at 21:47
Wenn man dann noch bedenkt, dass russische Männer eine durchschnittliche Lebenserwartung von 59 Jahren haben…Schorschi, bitte zumindestens noch durchhalten bis zum 19.5!