Mindestlöhne hatten wir schon, die Jungausländerkriminalität überlasse ich anderen (obwohl ich schon sagen muss, “Die Lippe” bringt da einige Brüller – “Die Sprache im Miteinander muss Deutsch sein.” – bring das doch erstmal Deinen Landeskindern bei!).
Also zum Thema:
Foreign Policy berichtet von “gefährlicher Indoktrination”, die allerdings nicht in Scientology-Kindergärten, sondern an europäischen Staatsschulen stattfindet! Was wird dem Schüler beigebracht? Eine starke Abneigung gegen den Freien Markt.
So liest der französische Oberschüler in seiner Histoire du XXe siècle (2005):
“Wirtschaftswachstum führt zu einer hektischen Lebensform, zu Überarbeitung, Stress, Depression, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und, so sagen manche, sogar zu Krebs.”
Die Übel des Kapitalismus kann – so “Foreign Policy” – kein Franzose mit Schulabschluss mehr ignorieren, sogar komplizierte Vorgänge wie “Globalisierung” werden ihm, natürlich als Alptraumszenarien, nahegebracht, während er hinsichtlich ökonomischer Grundprinzipien, wie Angebot und Nachfrage, vollständig unbeleckt bleibt.
Aber auch in Deutschland ist es nicht besser. Schulbücher erzählen über die Wirtschaft fast ausschließlich aus der Perspektive des (gewerkschaftsvertretenen, betriebsratsorganisierten, kündigungsgeschützen) Festangestellten – der Unternehmer wird als Karikatur, inklusive Zigarre oder lächlich mit Handy, dargestellt. Es wird empfohlen, sich zum Thema “Globalisierung” doch mal bei attac (zweifellos einer neutralen, objektiven Instanz) zu informieren. Die Lösung für Arbeitslosigkeit? Arbeitsagentur, Montagsdemos, ABM-Maßnahmen. Wirtschaftswachstum beruht auf Ausbeutung der Dritten Welt (die übrigens auch ausschließlich in dieser Funktion des “Ausgebeuteten” in deutschen Schulbüchern vorkommt).
Laut FP führt diese Indoktrination in unseren Ländern zu einem “anti-market bias”, und diese Einstellung wiederum gefährdet die wirtschaftlichen Aussichten Europas. Wer den Markt nicht versteht, und vor allem, wer ihm nicht vertraut, wird kein Geschäft aufmachen:
Taught that the free market is a dangerous wilderness, twice as many Germans as Americans tell pollsters that you should not start a business if you think it might fail.
Zu tatsächlichen Auswirkungen auf die europäische Produktivität kann ich wenig sagen. Fest steht, dass das deutsche Schul- und Unisystem einen mit exzellenten Noten bis zur Promotion, ach, was sag ich, bis zur Habil kommen lässt, ohne die Grundlagen des Wachstumsbegriffs, des Marktbegriffs, oder gar große Denker wie Smith oder Hayek auch nur gehört zu haben. Auch Leitartikler großer Tageszeitungen kommen weitestgehend ohne die “unsichtbare Hand” zurecht. Alles aufgrund der Propaganda in den Schulen.
Für mich ist die Konsequenz klar. Meine Kinder kommen in eine von libertären Radikalen betrieben Privatschule, vorher werden die schon in der Wiege zu unternehmerischer Tätigkeit angehalten. Warum mit der Schaufel zuschlagen, wenn man dem Kindkollegen den Bagger auch abkaufen kann? Zum Einschlafen gibts Onkel Miltie mit “Free to Choose.” Counterprogramming ist angesagt!
9. January 2008 at 09:41
Die Badesalz-Landeskinder sind große Klasse.
9. January 2008 at 19:13
ohja, französische lehrbücher sind klasse. in géographie lernt man dann auch den unterschied zwischen reichen und armen ländern, ich kann mir sogar vorstellen, dass wir am ende (abi/bac) eine liste vorgesetzt bekommen, mit einer auflistung von armen und reichen ländern. "on doit nommer les choses"
11. January 2008 at 22:49
Na das passt doch ins Bild:"Sarkozy stellte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Massstab für Wohlstand in Frage und kündigte Schritte zur besseren Definition der Lebensqualität an."…aber(!) hier hat er nicht ganz unrecht. Das BIP ist ein reines produktionsmaß, es misst wieviel in einer volkswirtschaft produziert wird. Wie es uns damit geht, taucht darin nicht auf … sollte es auch nie … Das BIP wird nur allenthalben falsch benutzt … und wie das BIP die produktion misst, ist auch nicht immer das gelbe vom eiBuerzelwuerstchen Sarko spricht uebrigens nur aus, was wirklich gerade debattiert wird auf europaebene ……aber jut. Ick fuerchte dit BIP is nich allet aber ohne dit BIP ist alles andere nichts, mal sehn.
12. January 2008 at 09:03
Hm ja, das ist ja auch allen klar, dass das GDP nicht davon handelt, wie’s uns geht (bzw. nur indirekt ein indikator dafür ist). Ich befürchte halt nur, wenn man es durch was anderes ersetzt, dann wird dieser andere Indikator im Zweifel einer sein, der (noch) leichter so hingebogen werden kann, wie man es grade braucht. Und das ist ja politisch super praktisch – siehe z.B. Bhutan. Da kann jetzt der König ohne Zweifel durch Umfragen herausfinden, dass die Glücklichkeit stetig steigt. Also ich mein, auch, wenn das nicht so ist :-)Irgendwie ist mir das GDP lieber.
12. January 2008 at 15:40
Nein, es ist nicht allen klar … lange nicht allen … … deswegen bin ich froh, hier mal davon anfagen zu koennen. Ich mein wie du, dass der frohsinnsindikator eine einfache flucht derer ist, die den konflikt mit dem souveraen scheuen … aber man muss die schwaechen des BIP auch kennen … das BIP steigt, wenn, statt 1000 fernsehzuschauer, 2000 einen werbespot sehen … ich halte das fuer eine schwaeche. Schwarzarbeit geht bei uns kaum ins BIP ein, Leistungen aus illegaler wirtschaftlicher taetigkeit auch nicht. Echt, man muss wissen was das BIP ist … und dank unseres, nicht nur des franzoesischen, bildungssystems, dass generationen von wirtschafts- und mathelegasthenikern gezuechtet hat, weiss das eben kaum jemand. Oft nicht mal die, die gegen geld darueber schreiben. "Schachtelsatz" sticht bei uns eben "Dreisatz" allemal.Aber, ich kapere gerade deine kolumne,. Das wollte ich nicht, tschuldigung. Also fazit: das BIP als mass der produktivkraft einer gesellschaft gern. Hier taugt es auch fuer den vergleich (bedingt jedenfalls). Aber man darf nicht vergessen, was es genau ist …
12. January 2008 at 16:37
Ich gebe Dir jetzt mal einfach uneingeschränkt recht :-)Wenn Du einen (Laien-geeigneten) Link zum Thema "Schwächen des GDP" hättest, wäre ich sehr interessiert daran. (Zur Happiness – wenn ich in Herrn Freys Skript auf dieser Konferenz lese von Hirn-Scans und Lächel-Frequenz als Happiness-Indikatoren…also irgendwie geht mir das gegen den Strich. Das mag aber auch daran liegen, dass ich aus einer durch und durch un-empirischen Ecke komme. Moment mal, hier hatte ich ja schon mal was über Frey geschrieben.)