Auf einer Demo gegen den Schweizer Verein "Dignitas", der sogenannte "Suizidbegleitung" (also Beihilfe zur Selbsttötung) betreibt, mahnt die Deutsche Hospiz Stiftung auf einem Transparent: "Kein Geschäft mit dem Tod". Ein Gesetz gegen "kommerzielle" Sterbehilfe soll eingeführt werden. Hm, seltsam: denn Dignitas hat überhaupt kein Gewinninteresse – sie bekommen zwar Geld, aber eben zur Deckung ihrer Kosten. Der Verein beschäftigt Ärzte und berät seine Klienten schließlich auch. Nun frage ich mich: muss man selbst (bzw. die Krankenkasse) für einen Aufenthalt im Hospiz und die dort angebotene "Sterbebegleitung" nichts bezahlen? Arbeiten Ärzte und Schwestern dorf für Gotteslohn? Oder betreiben Hospize gar auch ein "Geschäft mit dem Tod"?
Über Beihilfe zum Suizid kann man geteilter Meinung sein. Aber bei den Warnrufen der deutschen Hospizstiftung habe ich manchmal fast schon den Eindruck, dass sie Angst vor Konkurrenz bei der Sterbehilfe haben. Sterbehilfe findet im Hospiz schließlich auch statt – nur eben passiv, d.h., salopp gesagt, durch Schmerzstillen und Abwarten, nicht durch Hinstellen des Giftbechers.
Ziemlich entlarvend finde ich es dann auch, wenn Eugen Brysch von der Hospizstiftung die freiwillige Selbsttötung Schwerkranker in diesem Interview als "einfache Lösung" bezeichnet. Geradezu lächerlich wird es, wenn Brysch und andere der Dignitas Zynismus und Menschenverachtung vorwerfen, weil sie ihre Sterbehilfe mittlerweile auf Parkplätzen betreibt: das liegt schlicht daran, dass der Verein auf Betreiben von Sterbehilfe-Gegnern weder Gewerberäume, Wohnungen noch Hotelzimmer mehr anmieten kann. Gut gemacht, kann ich nur sagen.
Natürlich mangelt es in Deutschland massiv an palliativmedizinischer und psychiatrischer Versorgung, und viele Dignitas-Suizide mögen nur oberflächlich "freiwillig" sein; auch an den Beweggründen des Vereins kann man seine Zweifel haben. Aber das ist für die eigentliche Frage irrelevant: wenn ich schon sterben muss, will ich mir weder von Herrn Brysch, und schon gar nicht (!!!) von Frau Zypries sagen lassen, wie, wann, aus welchen Gründen und mit wessen Hilfe ich das zu tun habe. Und wenn’s auf dem Parkplatz ist.
(Bild: Detail aus einem Portrait von Ambrose Bierce, Wikimedia Commons)