Cohu hat seit ihrer Kindheit eine geheime Leidenschaft. Leider musste sie feststellen, dass diese nur wenigsten teilen, ja, dass sie von der überwiegenden Mehrheit der Gesellschaft abgelehnt wird. In meinem Umfeld stieß ich auf heftig angewiderte Reaktionen. Freundschaften zerbrachen, Beziehungen wurden schütter, ich verlor mehrere Jobs, ja, ich erwog bereits, mich in therapeutische Behandlung zu begeben, um mir die (wenn man meiner Umwelt glauben mag) perverse Vorliebe abgewöhnen zu lassen. Ich versuchte schließlich, meine unnatürliche Neigung vor allen zu verbergen und dieser Leidenschaft nur noch nachzugehen, wenn ich mich alleine und unbeobachtet wähnte. Das machte natürlich alles nur noch schlimmer! Tag und Nacht konnte ich nur noch an eines denken:
Das ist er nämlich, mein geheimer Fetisch: diese köstlichen kleinen grünen Köpfchen, die normale Menschen schon als Kleinkind angewidert ausspucken. Die Kröten des Gemüsegartens, könnte man sagen
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Mein Leben war, ob meiner missgeleiteten Neigung, ein Trümmerhaufen. Aber heute abend schöpfte ich Hoffnung. Durch den Amateur Gourmet bin ich auf dieses Rezept gestoßen, das angeblich selbst die hartnäckigsten Feinde der köstlichen Brüssler Sprossen zu knacken weiß – habe mich allerdings hier nicht an die Zutaten gehalten, praktisch nur an die Zubereitungstechnik.
Erstmal werden die Rosenkohlköpfe geputzt, gewaschen und halbiert. Dann habe ich etwa 2 EL Sonnenblumenöl und 1/2 Tl Öl von geröstetem Sesam (bei den Asia-Zutaten, das darf man nicht weglassen!) zugegeben und alles schön vermischt. Die halben Köpfe wurden dann in eine Auflaufform gesetzt, mit der Schnittfläche nach unten, und vierzig Minuten bei 200° Umluft (wenn man keine Umluft hat, dementsprechend heißer, also so 230°) gebacken. Am Schluss sehen sie praktisch schon verbrannt aus, also sehr, sehr dunkelbraun (und papierartig knusprig), aber noch nicht schwarz. Dann habe ich etwas Butter dazugegeben und die Soße angerührt: ca 2 EL warmes Wasser, darin einen guten TL braunen Rohrohrzucker aufgelöst. Dazu einen TL vom "Dijon-Senf mit Honig" (gibt es von Maille) und einen Spritzer Zitronensaft. Als krönender Abschluss kamen noch eine Handvoll Pistazienkerne dazu. Und was soll ich sagen: ein Gedicht. Der manchmal selbst mir etwas unangenehme Kohlgeschmack der Röschen verschwindet vollständig, stattdessen werden sie sehr nussig und süßlich – das muss eigentlich jedem schmecken! Aufgrund seines Aussehens, und da ja Halloween schon wieder naht, gebe ich diesem großartigen Gericht den Namen "Gebackene Kröten", oder, für den francophilen Gourmet: "Crapauds au four".
Normale Menschen könnten dazu gut ein Stück kräftiges Fleisch essen (Schwein, Wild, Ente und vor allem Gans kann ich mir gut vorstellen), und evt. einen Kartoffelgratin. Cohu, als Rosenkohlfetischistin, hat das ganze Pfund Rosenkohl alleine verputzt und brauchte auch keine Beilagen dazu.
Ich hoffe, dass sich aufgrund dieses Rezepts bald eine Jüngerschar von neu bekehrten Rosenkohlfetischisten um mich schart, und ich meine Leidenschaft nicht mehr nur in the closet ausleben muss!
13. October 2007 at 00:26
Ich finde es sehr unfair von Dir, daß Du mir nichts übriggelassen hast. Wo ich Rosenkohl doch so mag!Aber ich will mal nicht so sein, und noch eine schnelle Rosenkohlcremesuppe offerieren:1 Pfund halbierten und geputzen Rosenkohl mit einer gehackten Zwiebel in Brühe kochen lassen. Danach mit einem SChuß Sahne pürieren, würzen (Thymian passt sehr gut dazu) und abschmecken. Dazu kann man wahlweise noch gebratene Speckwürfel geben.Für danach empfehle ich diesen Film… 😉
13. October 2007 at 08:38
Werde ich demnächst mal probieren. In Suppenform kann man ja eigentlich alles an jeden verfüttern (bekam neulich sogar eine Salat-Suppe – sehr köstlich!)Der Film steht natürlich längst auf meiner Amazon-Leih-Liste 🙂
14. November 2007 at 13:56
gestern haben wir dein lecker aussehendes rezept ausprobiert und ich muss sagen: prima!aber wir mögen rosenkohl sowieso sehr gerne 🙂 LAMM IM WINTERvielen dank für die anregung 🙂