Ein Golliwog ist ein etwas altertümliches und inzwischen durch und durch aus der Mode gekommenes Spielzeug – der Nachkriegsdeutsche (und der Niederbayer bis gut in die 80er Jahre hinein) hätte es als Negerpuppe bezeichnet und nichts besonderes daran gefunden. Zu großem Aufruhr führte das Wort “Golliwog” aber auf unserer Lieblingsinsel neulich, als die Fernsehjournalistin Carol Thatcher (die Tochter der Thatcher) einen Tennisspieler als ebensolchen bezeichnete. Nicht on air zwar, sondern in einer privaten Unterhaltung mit einem Kollegen, aber zur Entlassung hat’s trotzdem gereicht, zumal die garstige Dame es nicht übers Herz brachte, sich zu entschuldigen.
Woher aber kommt es, dass “Golliwog” als Schimpfwort empfunden wird? Anderswo vermarktet man “ethnic dolls” schließlich als Symbole für den endgültigen Triumph über den Rassismus und für den linksliberalen Amerikaner ist es eine Frage der Ehre, dass der Nachwuchs nicht mit greisligen Barbies oder Bratz spielt, sondern mit Amamanta Dolls, die nicht nur anatomically, sondern auch racially nahe an der Realität sind. Auch der Golliwog war ursprünglich vielleicht stereotypisierend, aber nichts direkt Rassistisches – ich vermute jedenfalls, Debussy schrieb seinen Golliwogg’s Cakewalk nicht in der Absicht, Schwarze zu diffamieren:
Warum also der Wandel zum Schimpfwort? Fans von Hanni und Nanni und den Fünf Freunden jetzt bitte weghören – die Schuld am schlechten Ruf des Golliwog trug unter anderem die Schreib-Großindustrielle Enid Blyton, denn, so erklärt die Seite Racism & Golliwogs:
Blyton’s Golliwogs were often rude, mischievous, elfin villains. In Blyton’s book, “Here Comes Noddy Again”, a Golliwog asks the hero for help, then steals his car. (…) Her depictions of Golliwogs are, by contemporary standards, racially insensitive. An excerpt from The Three Golliwogs is illustrative: “Once the three bold Golliwogs, Golly, Woggie, and Nigger, decided to go for a walk to Bumble-Bee Common. (…) So off went Woggie and Nigger, arm-in-arm, singing merrily their favourite song – which, as you may guess, was Ten Little Nigger Boys.”
Das Lied dürfte auch dem deutschen Leser zur Genüge bekannt sein, wenn auch vielleicht eher aus der Ottifanten- oder Jägermeister-Version. Spätestens an diesem Punkt ging der Begriff “Golliwog” also, ähnlich wie “Negerkuss” und “Mohrenkopf” den Weg alles Irdischen.
Aber trotzdem – irgendwie sind diese ganzen stereotypen Mohren (metaphorisch gesprochen) nicht totzukriegen. In einer Münchner Bäckerei jedenfalls fand Cohu gerade das hier:
“Faschings-Othello”, hieß es auf dem Schildchen.
18. February 2009 at 09:09
Sie rupfen sich aber auch die Wege in mein Stammhirn frei.So eine Puppe hatte Marlene Dietrich als Maskottchen. In einer Ausstellung hab ich sie gesehen.http://www.lindesalber.de/Bucher/MDietrich-mono/mdietrich-mono.html