Sieben Jahre in Grosny

In der taz findet sich ein hochinteressanter Artikel über das Chinabild des Westens, insbesondere im Bezug auf den Tibetkonflikt:

Die Berichterstattung in den westlichen Medien wiederum gleicht einer Art Hysterie. Schon lange gilt Tibet in Europa und Nordamerika als etwas ganz Besonderes und Mystisches. Tibet wird als ein exotisches Gebilde angesehen, das idealisiert und als "rein" begriffen wird, als "Mythos Tibet", wie ein vor einigen Jahren erschienenes Buch dieses Phänomen nannte. Hier sei auch daran erinnert, dass Tibet vor 1950 keineswegs eine harmonische, auch nur annähernd demokratische, sondern eine stark hierarchisch organisierte Klassengesellschaft war, die selbst der Dalai Lama als "feudal" charakterisiert hat: mit einer erblichen und besitzenden Adelsklasse an der Spitze und einer großen Zahl armer oder landloser Kleinbauern – auch wenn niemand mehr dorthin zurück möchte.  (Thomas Heberer in der taz)

Flagge der tschetschenischen Exilregierung

Wer weiß: hätte mein Jugendheld Heinrich Harrer nicht in Lhasa, sondern in Tschetschenien seine Zuflucht gefunden und ein dementsprechendes Buch geschrieben, dass man dann wiederum mit Brad Pitt hätte verfilmen können, würden die Lisa Simpsons dieser Welt Free Tchetchnia rufen (wenn es sich auch nicht so schön anhört).

In dieser Hinsicht haben die Tschetschen aber eher Pech gehabt.

2 Responses to “Sieben Jahre in Grosny”

  1. Horst Schulte Says:

    Wir sind zwar ein wenig misstrauisch, wenn es um unsere Medien geht, glauben der Berichterstattung oder Büchern, die man uns zu lesen gibt, letztlich doch eher unkritisch. Trotz oder vielleicht wegen der heutigen Informationsdichte gehen manche Wahrheiten oder das, was wir vielleicht dafür halten, unter. Was sagte der Papst anlässlich seines USA-Aufenthaltes gerade noch über den Schaden, der durch Indifferenz angerichtet wird?


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