Gute Nachrichten (2): Der Rausch, der hat a G’woit

Real Ale=
Drei Alkoholeinheiten

(Bild: Wikimedia Commons)

Gängige Überzeugung: für das gleiche Geld kriegt man immer weniger und Schlechteres als vor einigen Jahren. Ganz falsch wäre diese Aussage jedoch über die alkoholischen Getränke im Vereinigten Königreich! Der Alkoholgehalt sowie die Glasgrößen und -Füllhöhen habe sich in britischen Public Houses seit den 70ern so nach oben verändert, dass das Office for National Statistics sich gezwungen sah, seine Angaben bezüglich Alkoholeinheiten anzupassen. So hat sich der Alkoholgehalt von Weinen in den letzten Jahren von 11,5% auf 13,5% erhöht. Ähnlich war es bei Bier. Aber nicht nur das: die Größe von Weingläsern hat sich von ehemals läppischen 125ml auf süffige 169ml erhöht, und gängige Bierdosen und -flaschen enthalten mit großzügigen 440ml weit mehr als das früher übliche mickrige "Half Pint" (284ml)! So weit, so gut – könnte man denken.
Aber den Berufspessimisten von der BBC fällt nichts besseres ein, als diese erfreuliche Entwicklung als große Gesundheitsgefahr für den Briten zu verkaufen:

An Alcohol Concern spokesman said the government and the drinks industry had to work harder to improve consumer awareness.
"There’s always been big gap between how much people think they drink and how much they actually drink, but with changes in alcoholic strength this has clearly gotten worse.
"Current confusion may mean that large numbers of people are drinking at harmful or hazardous levels and aren’t aware that they are putting themselves at risk in the long run." (BBC News)

Na endlich. Jetzt kann man das Übel des typisch britischen, alle Schichten übergreifenden Volksalkoholismus an der Wurzel packen: die Armen sind Schluckspechte und Schnapsnasen und merken es gar nicht, weil sie denken, sie würden viel weniger saufen, als sie es in Wirklichkeit tun! Exakt so wie es der Fredl Fesl im "Lied vom Rausch" beschrieben hat:

"I hob unlängst a Manderl g’seng,
des is am Straßenrand dort g’leng.
I frog, wos fejt, do sogt der Mo:
»Mir hab’n s’ ins Bier an Rausch neito,
ins Bier an Rausch neito!"

Bevor sich die Briten hinsichtlich der Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs jedoch zu viel von dieser Erkenntnis versprechen, sollten sie vielleicht die letzte Strophe des Liedes bedenken:

"Scho glei am nächsten Tag is’ g’wen,
da hob i ‘s Manderl wieder g’sehn.
Er sagt zu mir: »I mach’ an Test,
I geh heit wieder auf a Fest,
heit geh i auf a Fest!"

One Response to “Gute Nachrichten (2): Der Rausch, der hat a G’woit”

  1. Stadtneurotiker Says:

    …und dennoch ein Prosit auf das Vereinigte Königreich!Und Fredl Fesl hat auch gesungen:"Schwitz i, weil i so sauf,oder sauf i, weil i so schwitz?"


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