Die Einfältigkeit des Langstreckenläuferbewunderers

Gestern war ja, wie ihr vielleicht – wenn auch nicht laufender-, so vielleicht doch an-der-gesperrten- straße-stehend-und-abwartenderweise – mitbekommen habt, München-Marathon. Cohu verfolgt dank ihrer Olypark-nahen Heimstätte (im Olympiastadion ist meist die “Siegesfeier”) diesen und andere Läufe schon seit einigen Jahren, und kann das alles eigentlich nur von Herzen unterstützen. Geschmacklich und auch vom Standpunkt der Lärm- und Umweltbelastung her gesehen ist so ein Marathonlauf sicher ein probateres Mittel, eine Midlifecrisis zu bewältigen oder zumindest einzugrenzen, als die üblichen roten Sportwägen, Cabrios, Harleys und/oder toupierten Blondinen in den 30ern, die sich der hormonell herausgeforderte Mann sonst gerne anschafft. Und auch die weiblichen Wechseljahre sind mit dem ein oder anderen Dauerlauf sicher leichter zu ertragen, vielleicht schon deshalb, weil man dann nicht mehr so genau weiß, woher die Hitzewallungen, Venenprobleme und sexuelle Dauererschöpfung eigentlich kommen: vom Ablaufen der gebärfähigen Lebensperiode oder vom Ablaufen zu vieler Kilometer. Genug der Präliminarien und genug von positiven Begleiterscheinungen des Langstreckenlaufs. Eines muss nämlich endlich aufhören. Marathon um Marathon muss ich mir – wenn ich grad, selbstverständlich außerhalb der Laufstrecke, irgendwo hinjogge – etwa einmal pro Kilometer (!) von irgendwelchen Marathonfans anhören: “Höhö, sie sind hier falsch!”, “Da drüben gehts zum Marathon!” – “Sie ham sich wohl verlaufen!”  oder, nach dem Zieleinlauf: “Jetzt biste aber viiiel zu spät dran” – und vermutlich glaubt jeder der Rufer, er haben einen einmalig lustigen Witz gerissen. Ich bitte daher nächste Saison um Hinweise in der Lokalpresse und im Radio: “Zum-Marathon-gehts-hier-lang”-Sprüche sind langweilig und ab jetzt verboten! – Danke für ihre Aufmerksamkeit.

One Response to “Die Einfältigkeit des Langstreckenläuferbewunderers”

  1. Weltenweiser Says:

    In Berlin gibt es ein ähnliches Phänomen des Dauerwitzes. Jede Berlinbesuchergruppe hat eine Art Pausenclown dabei, der beim Betreten der U-Bahn mit irgendeinem seltsamen Akkzent oder dem peinlichen Versuch, zu berlinern "Die Fahrausweise, bitte" ruft. Anschließend amüsiert er sich gar königlich über seinen gelungen Witz, während die einheimischen Fahrgäste hinter der Zeitung die Augen verdrehen. vielleicht sollte man den nächsten einfach mal auf Schmerzensgeld verklagen.


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