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| Alles von selbst gewachsen, ich schwör! (Bild: Wikimedia Commons) |
Danke, Weltenweiser, für den Link zum INSM-Watchblog. Die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" ist mir auch schon – aufgrund ihrer Undurchschaubarkeit und seltsamen Werbekampagnen – aufgefallen. Im Englischen gibt es für die Praxis des Einrichtens von PR- bzw. Lobby-Organisationen, die versuchen, nach spontanen "Bewegungen von unten" auszusehen, den schönen Namen "Astroturfing" (von "Grassroots"=Graswurzeln und Astroturf = Kunstrasen). Da haben also der Arbeitgeberverband Gesamtmetall und einige andere Interessenvertreter der "deutschen Eliten" eine große PR-Kampagne inszeniert, einen feinen Kunstrasen ausgerollt – und Zeitungen entblöden sich nicht, mit diesem Verein "Medienpartnerschaften" einzugehen, das Fernsehen lässt sich von ihnen Experten zur Verfügung stellen, und die Kleinen werden durch Veranstaltungen der "Kinderuniversität" indoktriniert.
Traurig sind diese Vorgänge insbesondere, weil der Liberalismus (der in Deutschland eh schon am Boden liegt, eben weil er nur von Lobbyisten und als Interessenpolitik von Wohlhabenden vertreten wird!) eine solche schäbige Propaganda nicht nötig und nicht verdient hat. Warum muss man sich z.B. unter dem abgewetzten Deckmäntelchen des Begriffs "soziale Marktwirtschaft" verbergen, der schon zu Adenauers Zeiten schamhaft über den freien Markt gebreitet werden musste, auf dass der Deutsche sich nicht erschreckt vor der unsichtbaren Hand? Naja, damals hatte das seine Berechtigung: mit dem "sozial" konnte man zumindest noch die Durchsetzung von Nachkriegs-Sozialismus á la Ahlener Programm verhindern. Aber entspricht die Methode einer "Erziehung" zu Reformwillen und Eigenverantwortlichkeit dem Liberalismus? Sorry: wenn man die Leute behandelt, als wären sie kleine, dumme Kinder, denen man erstmal erklären muss, wie’s wirklich läuft (und zwar, ohne klar zu sagen, was man will, nämlich Sozialabbau, Sozialabbau, Sozialabbau), dann werden sie sich auch weiterhin verhalten wie kleine, dumme Kinder, und in jeder Lebenskrise auf Vater Staat und die warme, kuschelige "soziale" Marktwirtschaft vertrauen. Liberalismus ist nicht durch Propaganda zu verbreiten, sondern dadurch, dass die Herrschaften ihr Geld in die freie Marktwirtschaft investieren, die es eben besser versteht, Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen, als der Staat.
Also, zumindest ein Trost für meine nicht-liberal gesinnten Leser, die sich jetzt diese schamlose Propaganda meinerseits durchlesen mussten: insgesamt wird die INSM dem Neoliberalismus mehr schaden als nützen. So, und jetzt ab mit Euch zum G8-Protest!


11. May 2007 at 12:31
Nichts zu danken. Ich wünsch eein hervorragendes WE.