Cohu auf dem Weg zum Anarcho-Kapitalismus, heute: Papa der Nation

Wenn ich lese, dass "der Staat" etwas besser kann als Privatpersonen, und man deshalb letztere dazu zwingen sollte, sich diesem wunderbaren Gebilde von der Wiege bis zur Bahre unterzuordnen, fallen mir dazu eigentlich nur folgende Sachen ein:
– Krieg führen (Angriffs- oder Verteidigungskrieg)
– andere Formen der Außenpolitik betreiben (insbesondere protektionistische Wirtschaftspolitik)
– Rechtssicherheit garantieren (Zivil- und Strafrecht) unter Einsatz von bewaffneter Exekutive
Diese Dinge möge jeder dem Staat gerne und mit Freude überlassen.
Wer hingegen ernsthaft der Meinung ist, "der Staat" (nicht etwa: gute, engagierte Lehrer, selbstbestimmte, gut finanzierte Schulen, individuell abgestimmte Lehrpläne, sondern "der Staat") könne Kinder am besten erziehen, der sollte meiner Meinung nach erst gar keine kriegen, sich seinen überbordenden Paternalismus sonstwohin stecken und meinetwegen in Frankreich bleiben, wenn er es dort gar so toll findet. Hmpf.
Interessant in diesem Zusammenhang auch die steigende Beliebtheit von Homeschooling in Frankreich (es gibt dort, entgegen dem, was der "Krawattenmann des Jahres 2005" uns glauben machen will, im Gegensatz zu Deutschland keineswegs einen "konsequent" durchgehaltenen Schulzwang):

Besonders bemerkenswert: Viele Heimschüler sind Kinder von Lehrern. "Ich wollte meine Kinder nicht in die Schule schicken, nachdem ich sie von innen gesehen hatte", sagt Marcel von "Les Enfants d’Abord" und gibt sich als ehemaliger Lehrer zu erkennen. Ein anderer Lehrer, der immer noch in einer staatlichen Schule arbeitet und deshalb nicht genannt werden möchte, holte seine beiden Töchter aus dem öffentlichen System, nachdem er zwei Jahre dort gearbeitet hatte. (SPON)

Und wie wahnsinnig gut die gesellschaftliche Integration durch das Schulwesen in Frankreich funktioniert (ja auch ein Effekt, den man sich von der staatlichen Zwangsschule verspricht), sieht man hier. In diesem Sinne: ein Hoch auf "den Staat" und seine Erziehungskompetenz!
Ach, und wie sympathisch, dass ein Alt-68 inzwischen so mutig dazu stehen kann, dass ihm bei der eigenen Tochter schon mal "die Hand ausgerutscht ist", natürlich "nur ein einziges Mal" (verständlich: so selten, wie der vielbeschäftigte Wickert mutmaßlich alltägliche Erziehungsverantwortung übernommen hat, dürfte es für ihn schwierig gewesen sein, überhaupt passende Gelegenheiten zur Züchtigung der Tochter zu finden). Dazu dann noch der Kommentar: "Man sagt ja: Die Ohrfeige tut Vater oder Mutter viel mehr weh, als dem Kind, weil sie sich anschließend Vorwürfe machen." Schon das Idiom finde ich dabei so 50er-Jahre mäßig selbstgerecht und widerlich, dass ich Gänsehaut bekomme. Wah! Schluß! Sonst rutscht mir auch noch die Hand aus!

Posted in Politisches. Comments Off on Cohu auf dem Weg zum Anarcho-Kapitalismus, heute: Papa der Nation