Matriculation

Nun wollte ich euch ja zunächst von der "Matriculation"-Zeremonie berichten, die schon vorletzte Woche stattfand – leider habe ich meine Fotos noch nicht bekommen. Also seht ihr mich noch nicht im "sub-fusc" – ah ja, da bin ich ja schon mitten im Bericht: so nennt man hier die akademische Uniform für undergraduates. Sie besteht aus einem "gown" – einer Art knielangem schwarzen Kittel – darunter wird schwarze Kleidung, eine schwarze Krawatte und ein weißes Hemd getragen. Abgerundet wird das Outfit durch einen dieser albernen viereckigen Hüte mit Quaste, den man aber als undergraduate nicht aufsetzen, sondern nur mit sich herumtragen darf.

Mit dem allen angetan, tritt man vor der Matriculation in seinem jeweiligen College zum "Roll Call" an, der darin besteht, dass der "Bursar", der eine noch viel albernere, rote Schabracke trägt, eine Liste aller zu matrikulierenden Studenten vorliest, wobei der Betroffene bei Nennung seines Namens kundzutun hat, dass er anwesend ist. Da die Liste üblicherweise nicht nur aus englischen, sonder auch indischen, japanischen o.ä. Namen besteht, ist hier immer Platz für ein oder zwei erfrischende Witzchen.

Bursar: "Chang, Lee"

Asiatischer Student: "Here!"

Bursar: "Chang, Yu… any relation, by the way?"

(einer der besseren Witze)

Danach marschieren dann alle Freshers im Gefolge ihres Bursars in die "Stadt" und dort zum Sheldonian Theatre (siehe Bild). Dort müssen sich alle brav erheben, wenn das Gefolge von – äh, also im Zweifel haben sie wieder irgendwelche seltsamen Namen – also jedenfalls, von Uni-Haupt-Greisen in den Raum schreitet (die Kittel werden anscheinend je nach Rangfolge immer bunter). Es wird etwas lateinisches vorgetragen, dann kommt eine kleine Rede darüber, dass man in Oxford viel arbeiten soll etc., die man aber im Sitzen anhören darf. Das ganze ist also sehr rührend und dramatisch. Zu schade, dass unsere amerikanischen visiting students gar nicht matrikuliert wurden, es wäre vermutlich nach ihrem Geschmack gewesen.

Ansonsten hatte ich das Vergnügen, Herrn Brunotte in die "Formal Hall" in St. John’s zu begleiten. Liebe Münchner Mensa-Anhänger: die Athmosphäre ist zwar sehr gediegen (gowns, Bedienung, es gibt Alkohol und zum Ausgleich ein lateinisches Tischgebet), aber das Essen in der Mensa ist normalerweise besser als hier in den Halls (solange man nicht das Spargel-Omelette oder die Chinesische Schinken-Reis-Pfanne oder die Truthahnflügelkeule als Vergleichsmaßstab nimmt). Naja, wahrscheinlich einfach nicht vergleichbar.

Für alle, die mein akademischer Fortschritt interessiert: ich höre Hacker und Schroeder zu Wittgenstein, abgerundet mit einer kleinen Prise epistemology bei Cassam (Understanding Human Knowledge). Hier sei angemerkt, dass "hören", gerade was Hacker angeht, nicht "verstehen" bedeutet.

Soviel für heute. Vergesst nicht, die neuen Fotos anzusehen.

(Bild: Toby Ord/Wikimedia Commons)

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